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Laura Schneider | am

Rinderfütterung bei steigenden Futtermittelpreisen - so geht's

Wie können Milchviehhalterinnen und -halter auf steigende Kraftfutterpreise reagieren? Eine Lösung ist eine punktgenaue Fütterung. Wie das gelingt, erklärte Fütterungsexpertin Prof. Katrin Mahlkow-Nerge in einem Vortrag.

Auch Milchviehhalterinnen und -halter leiden zurzeit unter steigenden Produktionskosten. Neben den Preisen für Düngemittel, Strom und Diesel sind auch die Getreide- und Kraftfutterpreise deutlich gestiegen. Wie Milchviehhalter auf diese Entwicklungen reagieren können, war Thema eines Vortrags von Prof. Katrin Mahlkow-Nerge von der Fachhochschule Kiel bei einer Presseveranstaltung des Verbands der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID).

Kein neues Problem

Sie betonte, dass die Problematik an sich nicht neu sei. Die Fütterung mache 50 Prozent der Produktionskosten aus, weshalb es immer wichtig sei, sich mit einer bedarfsgerechten Fütterung zu beschäftigen. Ziel sei eine „Nährstoffversorgung auf den Punkt“. Das bedeute nicht nur, Kosten zu sparen, weil sich Luxuskonsum und Landkauf vermeiden lassen, sondern sei zudem entscheidend für Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere. Außerdem schütze eine bedarfsgerechte Fütterung die Umwelt vor unnötigen Ausscheidungen über Wirtschaftsdünger oder Emissionen. Stickstoff, Phosphor, Methan und Spurenelemente ständen aus umweltpolitischer Sicht im Fokus und seien begrenzt verfügbare, teure Rohstoffe, die oft importiert werden müssten.

Milchkuh-Futtertisch

Bedarf als feste Größe

Der Bedarf einer Kuh ist laut Mahlkow-Nerge eine klar definierte, feste Größe in Abhängigkeit von Gewicht und Leistung. Der Gehalt der Ration an Nährstoffen und Energie hingegen sei eine variable Größe, wobei die Futteraufnahme die entscheidende Schlüsselrolle spiele: Je genauer Milchviehhalter die Futteraufnahme ihrer Kühe kennen, desto genauer könnten sie auch Futterverwertung und -effizienz ermitteln und dementsprechend auf den Punkt füttern.

Die Betriebszweigauswertung 2020 in Schleswig-Holstein mit rund 800 Betrieben zeigt laut Mahlkow-Nerge, dass betriebswirtschaftlich erfolgreichere Betriebe eine höhere Milchleistung sowie geringere Futter- und vor allem Grundfutterkosten pro kg produzierter Milch hatten. Ausschlaggebend dafür sei ein effizienterer Grundfuttereinsatz durch hohe Erträge und gute Qualität, aber auch weniger Kuhverluste und ein geringerer Bedarf an Jungrindern. Mahlkow-Nerge hob hervor, dass gestiegene Preise für Diesel, Strom oder Kraftfutter alle Betriebe gleichermaßen betreffen, die Auswirkungen auf die Milcherzeugungskosten aber je nach Betrieb unterschiedlich hoch sind. „Das Zauberwort lautet Futtereffizienz: Ich muss die Rohstoffe gut veredeln und auf den Punkt genau füttern.“

Milchkühe fressen Maissilage

Futtereffizienz steigern

Potenzial, um die Futtereffizienz zu steigern, sieht die Fütterungsexpertin dabei

  • bei vermeidbaren Silierkosten und Silierverlusten,
  • im Bereich Tiergesundheit, besonders Klauengesundheit
  • und in Bezug auf die Mischqualität und Homogenität der Rationen. Häufige Probleme seien hier überladene Mischwagen, wechselndes Personal beim Füttern oder fehlende, ungenaue oder schlecht abgestimmte Mischanweisungen.

Akurat und systematisch - nicht nach Gefühl

Die Stellschrauben für eine punktgenaue Fütterung seien den Landwirten im Grunde schon bekannt und müssten nur noch mehr umgesetzt werden. Das verdeutliche auch das eher unspektakuläre Ergebnis bei der Suche nach dem Ass im Ärmel der besseren Betriebe in der Betriebszweigauswertung: „Die guten Betriebe machen nichts komplett anders als die schlechteren Betriebe. Aber was sie machen, machen sie nicht nach Gefühl, sondern akkurat und systematisch.“ Zusammenfassend lässt sich lauf Mahlkow-Nerge sagen, dass die potenzielle Futteraufnahme und die Chance, Kraftfutterkosten zu reduzieren, umso höher sind, je besser Haltungsbedingungen und Grundfutterqualität sind. Je höher die Leistung aus dem Grundfutter ist, desto weniger würden zudem steigende Kraftfutterpreise ins Gewicht fallen.

Rationen konstant halten

Die Preise der Zukauffuttermittel immer im Blick zu behalten, lohne sich ebenfalls, da der Kaufzeitpunkt sich entscheidend auf den Preis auswirken könne. Kurzfristige Rationsänderungen sollten Milchviehhalter allerdings unbedingt vermeiden, vor allem bei den Frischmelkern und den hochleistenden Kühen. Die Wahrscheinlichkeit, dadurch etwas zu verbessern, seien gering und die Möglichkeiten für einen sorgfältigeren Umgang mit dem Grundfutter weitaus erfolgversprechender.

Roggenbrot

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