Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung dürfen Sauen künftig nur noch fünf Tage rund um die Geburt fixiert werden. Das erfordert neue Buchtenformen. Lesen Sie, worauf es bei der Abferkelbucht der Zukunft ankommt.
Abferkelsysteme im Vergleich
Mit dieser Frage beschäftigte sich bereits das Forschungsprojekt Innopig in den Jahren 2015 bis 2018. Neben der LWK Schleswig-Holstein und der LWK Niedersachsen waren verschiedene Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft am Projekt beteiligt. Ziel war es, drei Abferkelsysteme miteinander zu vergleichen:
- die traditionelle Abferkelbucht mit Ferkelschutzkorb,
- freie Abferkelung in Einzelhaltung
- und freie Abferkelung mit anschließender Gruppenhaltung der ferkelführenden Sauen.
Sauen kurzzeitig in Bewegungsbucht fixieren
„Wir wollten freie Abferkelung, aber dabei waren die Verluste viel zu hoch“, berichtet Christian Meyer von der LWK Schleswig-Holstein. Da die Ferkel vor allem in den ersten drei Tagen nach der Geburt erdrückt wurden, ergab sich im Projekt die kurzzeitige Fixierung der Sauen in Bewegungsbuchten als Alternative zum Ferkelschutzkorb.
Mit dieser Kurzzeitfixierung vom Tag vor der Abferkelung bis vier Tage danach gelang es, die Ferkelverluste auf ein vergleichbares Maß wie in klassischen Abferkelbuchten zu reduzieren.
Ziel in der Sauenhaltung: Bewegungsbuchten
„Unser heutiges Ziel sind daher Bewegungsbuchten“, erklärte Christian Meyer: „Wir haben also keine freie Abferkelung, sondern die Sau wird am Tag vor der Geburt fixiert. Nach der Abferkelung machen wir den Stand auf, sodass die Sau sich bewegt, der Kreislauf in Schwung kommt und sie Futter und Wasser aufnimmt. Danach wird sie zwei bis drei Tage fixiert, um die Ferkel zu schützen, bevor sie wieder frei laufen kann.“
Beim Stallbau: Blick auf Sau und Ferkel nötig
Die geforderte Fläche der Abferkelbucht von 6,5 m² ist laut Christian Meyer nicht zu groß für eine Sau mit rund 14 Ferkeln. Allerdings seien Systeme nötig, mit denen diese Abferkelbucht funktioniert. Von entscheidender Bedeutung sei dabei der Blick auf das Tier. „Wir müssen uns zuerst überlegen, was das Tier will und kann und das dann entsprechend umsetzen. Stallbau muss über den Blick auf das Tier geschehen, auf keinen Fall über den Preis“, betonte er. In dieser Hinsicht sei ein Umdenken nötig, da früher häufig Masse und Menge im Vordergrund gestanden hätten.
Diese Veränderungen sieht auch Dr. Eckhard Meyer vom Lehr- und Versuchsgut Köllitsch in Sachsen auf die Schweinehaltung zukommen. „Beim Stall der Vergangenheit standen Arbeitsproduktivität und biologische Leistungen im Vordergrund. Diesen Stall müssen wir jetzt weiterentwickeln, aber wir dürfen nicht alles verwerfen. Der Tierschutz fordert eine Revolution, doch wir brauchen eine Evolution“, erklärte er.
Viele Aspekte müssten im Hinblick auf Tierwohl optimiert werden, aber zugleich dürfe man Produktivität und auch Unfallschutz nicht vernachlässigen. Chancen sieht Dr. Eckhard Meyer darin, nach dem Motto „zurück in die Zukunft“ Komponenten aus überholt geglaubten Systemen mit modernen Komponenten zu kombinieren. Fasst man die Aussagen der beiden Experten zur Abferkelbucht der Zukunft zusammen, ergeben sich die folgenden Anforderungen:
So sollte die Abferkelbucht für Sauen gestaltet sein
- Der Ferkelschutzkorb sollte nicht diagonal in der Bucht ausgerichtet sein, sodass die Sau mit dem Kopf in einer Ecke der Bucht steht, sondern gerade. Diese Ausrichtung verhindert, dass Nischen entstehen.
- Statt einer quadratischen Bucht empfiehlt sich eine trapezförmige Form im Verhältnis von ungefähr 2:3, da so weniger Ferkelverluste auftreten.
- Ziel der Bewegungsbucht ist nicht, den Sauen maximalen Aktionsradius zu bieten, sondern das optimale Verhältnis aus Fluchträumen für die Ferkel und Bewegungsraum für die Sau zu finden (circa 1:1,5).
- Größere Buchtenflächen als 6,5 m² bringen keine Verbesserung, da neugeborene Ferkel hier zu große Entfernungen zurücklegen müssen. Wichtig ist, die Bucht so einzurichten, dass der Platz ausreicht, um wenn nötig Geburtshilfe zu leisten.
- Niedrige Buchtenwände können vorteilhaft sein, um aus der Ferne in die Bucht zu schauen und leicht ein- und auszusteigen.
- Ein guter Boden gewährleistet vor allem die Tritt- und Standsicherheit der Sauen, die in allen Bereichen der Bucht gleichermaßen gegeben sein muss. Darüber hinaus muss er die Temperaturansprüche der Sau erfüllen sowie Hygiene und Liegekomfort bieten.
- Die Standfläche der Sau sollte gegenüber der restlichen Bucht nicht erhöht sein.
Schutz vor Erdrücken der Ferkel
Ferkel werden unter anderem erdrückt, wenn sich Sauen zuerst mit der Vorderhand ablegen und dann unkontrolliert fallen lassen. Ursache dafür können neben rutschigen Böden Fundamentschwächen und Klauenprobleme sein, die ein langsames Abliegen schmerzhaft machen.
Eine andere Verhaltensweise, bei der Sauen häufig Ferkel erdrücken, ist das sogenannte Rolling, ein unkoordinierter Positionswechsel im Liegen von einer Seite auf die andere. Beiden Verhaltensweisen wirkt der Ferkelschutzkorb entgegen, indem er die Bewegungen der Sau leitet und einschränkt, um Erdrückungen zu vermeiden.
Damit der Ferkelschutzkorb die Sau beim Abliegen unterstützen kann, dürfen sich die Seitenteile des Korbs nicht bewegen und müssen ihr sicher Halt geben.
Wichtig ist für den Schutz der Ferkel auch der Ferkelschutzbogen an den Wänden in der gesamten Bucht. An Stellen ohne einen solchen Bogen besteht die Gefahr, dass die Sau sich direkt an der Wand ablegt und dabei Ferkel erdrückt.
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