Laurens und Linus (re.)  kennen sich seit dem Kindergarten und sagen: „Unsere Leidenschaft ist die Landwirtschaft.“
In der Scheune kann jetzt gearbeitet werden, wenn die Schafe auf der Weide stehen.
Während Laurens Quellen sich um die Schafe kümmert, filmt Linus Ehlen mit seiner GoPro-Kamera für ihren YouTube-Kanal.
Schrauberliebe: Diesen alten David Brown von Laurens Opa haben die Jungs repariert, sodass er nun wieder fährt.
Vor drei Jahren haben sie mit der Haltung von Schwarzkopfschafen begonnen, mittlerweile halten sie auch Herdbuchtiere.

Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Corinna Mayer | am

Schafe und Oldtimer: Zwei Junglandwirte machen Videos

Auf ihrem YouTube-Kanal „Die Jungbauern aus Niedersachsen“ tragen Laurens Quellen und Linus Ehlen Landwirtschaft in die Welt. Dort zeigen sie, wie sie Schafe halten, Heu machen, an Treckern schrauben. Und das mit 15 und 16 Jahren.

Während andere Jungs in ihrem Alter auf dem Fußballplatz bolzen oder an der Xbox zocken, sind Laurens Quellen und Linus Ehlen aus den kleinen Orten Offensen und Heeslingen (Samtgemeinde Zeven) lieber bei ihren Schafen, produzieren Heu oder schrauben an irgendeinem landwirtschaftlichen Gerät, um es wieder flott zu kriegen. Denn die Herzen der zwei Schüler der Gesamtschule Sittensen, die nach den Sommerferien in die 10. Klasse kommen, schlägt einfach gewaltig für die Landwirtschaft. So halten sie schon im jungen Alter von 15 und 16 Jahren eine kleine Schafherde mit 13 Tieren und kümmern sich um fast 17 Hektar Grünfläche, die sie von befreundeten Landwirten/Nachbarn gepachtet haben. „Die Tiere brauchen ja Futter“, so die Jungs. Seit Anfang letzten Jahres halten sie das Ganze noch per Video fest und veröffentlichen es auf YouTube.

Schafe über Kleinanzeigen gekauft

„Alles begann 2019, da habe ich mir zwei Schafe aus einem Nachbarort über Ebay-Kleinanzeigen gekauft“, erzählt Laurens Quellen und präzisiert sofort. „Schwarzkopfschafe“. Die Weibchen stellte er im ehemaligen Kuhstall des Großvaters unter, den er für die Schafe hergerichtet hatte. Bis vor acht Jahren hielt der Großvater noch Milchvieh und Rinder. Nach seinen Schlaganfall hat die Familie die Landwirtschaft aufgegeben. Doch Enkel Laurens und Schulfreund Linus treten nun in seine Fußstapfen und beleben die Hofstelle wieder mit Tieren und Technik.

„So ungefähr 200 Euro habe ich damals für ein Schaf bezahlt“, erinnert sich der 16-Jährige. Er steckt Kumpel Linus Ehlen mit seiner Begeisterung von den „mähenden Gesellen“ an, dieser kauft sich ebenfalls zwei Schwarzkopfschafe und das gemeinsame Abenteuer Landwirtschaft beginnt.

Jetzt im Sommer stehen ihre 13 Schafe draußen auf der Weide. „Seit letztem Jahr haben wir neben den Schwarzkopfschafen auch Herdbuch-Schafe“, erzählen sie stolz. Sie sind also in den Schafzuchtverband eingetreten und führen ein Herdbuch, um die Zucht zu dokumentieren. Doch warum ausgerechnet Schafe? „Eigentlich wollte ich ja Rinder, aber Mama meinte, ich sollte erstmal mit etwas Kleinem anfangen. Und Ziegen wollte ich nicht, die sind so zickig“, erklärt Laurens lässig und man merkt sofort, dass die Schafe nicht sein endgültiges Ziel sind. Er verfolgt noch ganz anderes und es sprudelt aus ihm heraus: „Eigentlich möchte ich, dass neben den Schafen wieder Rinder auf dem Hof stehen. Am liebsten Highland-Rinder, die haben ein sehr, sehr gutes Fleisch.“ Rückfrage: „So zwei, drei?“ „Nee“, schießt er los, „das ist `nen büschen wenig. Eher so 10 Stück.“ Und von einem Hofladen, wo dann das gute Fleisch der Schafe und Rinder verkauft wird, träumt er auch noch.

Corona inspirierte zu den Videos

Doch der Reihe nach und zurück ins Hier und Jetzt: Wie kamen sie auf die Idee, ihre Landwirtschaftsleidenschaft auf Video festzuhalten? „Während Corona konnte man ja nicht wirklich was machen und da haben wir uns gedacht: ‚Lass doch einfach mal das, was wir hier tun, filmen. Vielleicht interessiert andere da draußen ja unsere Welt‘“, erklärt der 15-jährige Linus und fährt begeistert fort, „und das erste Video ist echt gut angekommen.“ Stimmt! Schon dieser erste Clip vom 14. Februar 2021 auf ihrem YouTube-Kanal „Die Jungbauern aus Niedersachsen“, wo sie ihre Schafe mit Heu füttern, hat 1.094 Aufrufe. Abonnenten haben sie jetzt nach anderthalb Jahren rund 860. Tendenz steigend.

Insgesamt kann man auf ihrem „Farmvlog“, wie die Jungs ihr wöchentliches Videotagebuch nennen, schon 76 Videos anschauen u.a.: von Schafstall ausmisten über Schafe auf die Weide bringen, Hühnermobil bauen, Zaun ziehen über Sturmschäden beseitigen zu Gülle fahren, Heu ernten bis hin zum Basteln, Reparieren und Warten von Hanomag, David Brown und sonstigen Treckern, Maschinen, Mofas und Aufsitzrasenmähern. Auch dass etwas mal nicht so gut klappt, als sie sich z.B. mit ihrem Hako-Trecker auf der sumpfigen Weide festgefahren haben, zeigen sie. So wie es halt ist im echten Hofalltag. Nicht alles klappt immer sofort.

Mit 15 und 16 zeigen Laurens und Linus Landwirtschaft auf YouTube.

Geräte von Opa und ebay

Viele der landwirtschaftlichen Geräte, wie Mähwerk, Schwader, Hänger etc. kaufen die Jungs günstig über Ebay, einige stammen noch aus Opas Fundus. Es sind ältere Geräte, die überholt werden müssen und wo erstmal Bastlerliebe gefragt ist. Doch davon haben die Zwei genug. „Sieben Trecker stehen hier momentan“, erzählt Laurens, „aber nur zwei davon fahren. Die anderen müssen wir noch reparieren.“ Gerade ist der Hanomag Perfekt 4000 an der Reihe. Das erste Video dazu ist mit 2.100 Aufrufe eins der meist geklickten.

Doch ihr ganz besonderes Schätzchen ist ein alter von Opa geerbter englischer David Brown 990. Auch ihn haben die Zwei mühsam repariert, was sie in etlichen Einzelvideos auf ihrem Kanal dokumentiert haben. Sorgfältig wurde die komplexe Technik in seine Bestandteile zerlegt und mit viel Geduld wieder zusammengesetzt. „Es hat, glaube ich, über ein halbes Jahr gedauert“, so Laurens, „auch weil wir immer wieder auf Teile warten mussten, die wir bestellt hatten. Die gibt es ja kaum noch.“ Doch die Mühe war es wert, heute hat der Oldie wieder TÜV und knattert übers Feld. Was Laurens jedoch noch mehr freut: „Wir wurden über YouTube angeschrieben, dass sich jemand nach unseren deutschen Erklärungen an seinen eigenen David Brown rangetraut hat und diesen nun auch repariert.“ Ein Grund, warum sie das alles überhaupt machen. Anderen zeigen, wie toll Landwirtschaft ist und um zu helfen.

Mit Wissen von Opa

Doch woher können zwei Jungs das alles schon? „Vieles habe ich von meinem Opa aufgeschnappt“, so Laurens. Vieles haben sie sich auch mit Videos und Learning by doing selbst beigebracht. Und nebenbei arbeitet Laurens noch auf einem nahegelegenen Milchviehbetrieb und Linus, dessen Opa übrigens auch Landwirt war, in einem Elektrobetrieb. Da bekommt man viel mit. Auch das Schulpraktikum hat Laurens beim Landwirt auf Föhr absolviert (davon gibt es ebenfalls Videos auf ihrem Kanal) und einen Schafschurlehrgang auch schon besucht. Kein Wunder, dass sein Berufswunsch im Agrarbereich bleibt: „Ich möchte nach der zehnten Klasse eine Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker machen.“ Wenn sich da die Betriebe bei so viel Vorwissen mal nicht um den Azubi streiten werden.

Fast schon echte Nebenerwerbs-Landwirte

So sind die Jungs mittlerweile fast schon echte Nebenerwerbs-Landwirte. Denn sie produzieren schon mehr Futter als ihre Schafe fressen und verkaufen den Rest der Heu- und Strohballen z.B. an Pferdebesitzer. Auch Schafe haben sie schon verkauft, das gewonnene Geld wird wieder neu investiert. „Denn Geld von Mama und Papa wollte ich nicht“, erzählt Laurens. Und auch bei YouTube freuen sie sich, dass sie bald ein paar Taler dazuverdienen können, wenn ihre Abonnentenzahl weiter steigt. Dann kann z.B. Werbung vor die Videos geschaltet werden. Sie haben sich bewusst für YouTube als Plattform entschieden, weil „wir von Anfang an längere Videos machen wollten“, erklärt Linus. „Wir wollen richtig was zeigen und erklären können.“

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