Schafhalterinnen und Schafhalter investieren viel in Herdenschutzmaßnahmen. Das allein reiche aber nicht: Sie fordern ein anderes Wolfsmanagement.
Immer höhere und auch doppelte Zäune sowie Herdenschutzhunde sollen in Niedersachsen Wolfsrisse verhindern. Das ist leider oft vergeblich.
"Herdenschutz ist utopisch. Ich kann nicht ewig den Wölfen davonlaufen, jeder Zaun ist schon überwunden worden", sagte Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung.
Schmücker hat als Wanderschäfer 2018 im Landkreis Lüneburg 28 Tiere verloren. Nun baue er auf Wanderschaft jeden Tag Zäune auf. Und das kostet: Die Standardhöhe für die unter Strom stehenden Zäune liege bei 90 Zentimetern und koste für 50 Meter schon 60 Euro, dabei werden in der Regel 12 bis 24 Abschnitte gebraucht. Zudem bringe der Auf- und Abbau ihn an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit, klagt Schmücker.
Regulierung des Wolfs gefordert
Deichschäfer Kay Krogmann gibt Ende des Jahres den Familienbetrieb bei Cuxhaven auf. Wolfsrisse haben den 41-Jährigen mürbe gemacht. Weder Zäune noch Kameras oder Esel hielten den Wolf ab, Hunde will er wegen der vielen Touristen an der Nordseeküste nicht anschaffen. Krogmann wünscht sich eine Regulierung des Wolfsbestandes.
Das will auch Umweltminister Olaf Lies und fordert einen Grenzwert, bis zu welcher Zahl der Wolf in der Kulturlandschaft akzeptiert werde. Liege die Zahl über der Akzeptanzgrenze, müsse der Bestand reguliert werden. Der Naturschutzbund (Nabu) spricht sich gegen eine Regulierung aus und ist der Ansicht, der Herdenschutz wirke sich langfristig aus.
2020 wurden in Niedersachsen 1.477 Nutztiere durch Wölfe gerissen. Inzwischen leben 38 Rudel im Land, im Jahr 2017 waren es laut Lies noch zehn Rudel.