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Schweinepreise: Existenzbedrohende Lage
Die Schweinepreise stürzen erneut ab. Zur vorigen Notierung sind die Preise um weitere 5 Cent gefallen.
Für die Schweinebauern wird die Lage immer verzweifelter, für Mäster ebenso wie Ferkelerzeuger. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) begründet den erneuten Preissturz mit dem massiven Preisdruck der großen Schlachter im Nordwesten.
Ursache ist die schwere Absatz- und Preiskrise am Fleischmarkt. Die VEZG sagt dazu: "Das Angebot ist nach wie vor groß und die Kühlhäuser sind voll. Unter anderem ist noch viel Ware eingelagert, die eigentlich für den Verkauf nach Asien eingeplant war. Es handelt sich hier vorrangig um Verarbeitungsware, die sich in Deutschland nicht gut verkaufen lässt."
Schweinepreise fallen - auf 1,25 Euro
Für den Zeitraum vom 02. September bis 08. September notiert die VEZG einen Schweinepreis von 1,25 Euro je Indexpunkt. Zur vorigen Notierung sind die Preise um weitere 5 Cent gefallen. Die Preisspanne wurde mit 1,25 Euro bis 1,30 Euro angegeben.
Die Lage ist existenzbedrohend
Es ist das schwerste Preis-/Kosten-Dilemma seit Jahren, in dem sich Sauenhalter und Ferkelmäster derzeit befinden.
Die betroffenen Betriebe stehen einer geradezu ausweglosen Situation gegenüber, die mehrere Ursachen hat. "Allein die Afrikanische Schweinepest bewirkt, dass der Absatzmarkt für deutsche Erzeuger auf viele Jahre hinaus beeinträchtigt ist", sagt Dr. Albert Hortmann-Scholten, Unternehmensbereichsleiter bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. "Bis die endemische Lage bei der ASP ausgestanden ist, versorgen sich die Chinesen mit Schweinefleisch aus den USA und Brasilien", malt der Experte ein düsteres Bild von der Zukunft.
Auch innerhalb Europas gibt es aktuell extreme Marktverwerfungen. Deutschland verliert in diesem Jahr zwischen sechs und acht Prozent der Produktion während Spanien, Dänemark und selbst die Niederlande die Erzeugung weiter ausdehnen. Das führt zu einem Überangebot an Tieren. "Eine Million Tonnen Fleisch wird derzeit im Jahr zu uns eingeführt und teilweise unter Preis vom Lebensmitteleinzelhandel verscherbelt", klagt Hortmann-Scholten.
Es muss gehandelt werden
"Zur Kostendeckung bräuchten wir mindestens 1,80 Euro je Kilo Fleisch, wir bekommen aber nur 1,25 Euro. Das ist viel zu wenig", beschreibt Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers.
Er begrüße zwar die Initiative von Barbara Otte-Kinast, die zu einem Krisengipfel eingeladen hatte. Aber Ehlers will, dass gehandelt wird: "Es wird viel geredet, doch es passiert nichts. Das kann und darf so nicht weiter gehen."
Zudem prangert er die Doppelmoral des Lebensmitteleinzelhandels an: "Die Ware wird andernorts zu miesen Sozial-, Tierschutz- und Umweltstandards produziert, und die Händler bringen diese Ware zu Schleuderpreisen ins Geschäft. Damit wird das deutsche Tierwohllabel trotz anderslautender Werbeversprechen unterlaufen."