Erst einmal wird es in Niedersachsen keine landesweite Stallpflicht für Freilandgeflügel aufgrund der Vogelgrippe geben. Das hatte das Landwirtschaftsministerium am vergangenen Freitag (12. November) mitgeteilt. In einigen Landkreisen sollen Geflügelbestände jedoch aufgestallt werden.
Vergangenen Freitag hatte das Landwirtschaftsministerium (ML) mit den Landkreisen und kreisfreien Städten über die Notwendigkeit von Aufstallungsanordnungen beraten. Grund hierfür ist die rasante Entwicklung der Seuchenlage durch das hochansteckende Vogelgrippe-Virus. Erst vor wenigen Tagen hatte es Ausbrüche in Putenhaltungen in Hoya im Landkreis Nienburg sowie in Friesoythe im Landkreis Cloppenburg gegeben. Damit wurde das Virus in Friesoythe innerhalb weniger Tage in drei Betrieben nachgewiesen. Auch in einer Legehennen-Haltung im Landkreis Aurich soll die Tierseuche ausgebrochen sein. Hier steht die Bestätigung vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) jedoch noch aus.
Anordnung: Hier müssen Sie Ihr Geflügel aufstallen
Folgende Landkreise ordnen in den nächsten Tagen die Aufstallung von Geflügelbeständen und Hobbyhaltungen an:
- Landkreis Aurich
- Landkreis Cloppenburg
- Landkreis Emsland
- Landkreis Diepholz
- Landkreis Grafschaft Bentheim
- Stadt und Landkreis Oldenburg
Voraussichtlich ab Mittwoch (17. November) soll eine kreisweite Aufstallung in den Landkreisen
- Ammerland
- Leer
- Wesermarsch
- Osterholz
- Stade
- Verden
- Wesermarsch
- Wittmund
sowie in den Städten Emden und Wilhelmshaven angeordnet werden, hieß es am vergangenen Freitag (12. November) vom ML. Diese Regionen seien besonders stark vom Vogelzug geprägt. Eine Teilaufstallung soll es zudem auch im Landkreis Harburg und im Landkreis Rotenburg geben.
Vogelgrippe: Neue Ausbrüche in Nienburg und Cloppenburg
Otte-Kinast hofft, Übergriff der Vogelgrippe verhindern zu können
Eine Karte mit den aktuell geltenden Aufstallungsgeboten finden Sie hier. Alle übrigen Veterinärämter Niedersachsens fordert das Landwirtschaftsministerium auch auf, ihre Risikobewertungen stetig zu aktualisieren und eine Teil-Aufstallung in avifaunisch (Gesamtheit aller in einer Region vorkommenden Vogelarten) wertvollen Gebieten zu begutachten. Zuständig für die Risikobewertung seien die Landkreise, so das ML. Zusätzlich heißt es weiter, dass die Notwendigkeit der Aufstallungsverfügung regelmäßig kontrolliert werde, um deren Dauer auf das seuchenhygienisch unbedingt notwendige Maß zu reduzieren.
"Wir hoffen, dass wir mit diesen regional und zeitlich begrenzten Maßnahmen den Übergriff der Vogelgrippe auf unsere Geflügelhaltungen verhindern können", so Agrarministerin Barbara Otte-Kinast. "Es ist unerlässlich, dass wir in Geflügelhaltungen die Biosicherheit einhalten."
Was ist die Geflügelpest eigentlich?
Die Vogelgrippe beziehungsweise Aviäre Influenza (AI) wird durch ein Influenza-Virus ausgelöst, das sich weltweit verbreitet und mittlerweile mehr als 130 Subtypen gebildet hat. Zwar sind Menschen von dem Virus nicht betroffen, doch bei Geflügel verläuft die Infektion meist tödlich. Verbreitet wird die Tierseuche meist von infizierten Wildvögeln. "Auch in Europa und besonders in Deutschland müssen wir die Impfung baldmöglichst einführen", fordert der Vorsitzende der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft, Friedrich-Otto Ripke. "Wir können nicht noch viele Jahre so weitermachen und immer wieder das Leben von Tausenden von Nutztieren riskieren, die unseren Schutz aus vielerlei Gründen verdienen. Und wir können nicht die Existenz unserer Geflügelhalter aufs Spiel setzen, die für die nachhaltige Erzeugung gesunder Geflügelprodukte gebraucht werden."
Könnte es bald eine Impfung gegen die Geflügelpest geben?
Expertinnen und Experten sind sich jedoch sicher, dass in diesem Jahr keine breitenwirksame Impflösung gegen AI zur Verfügung stehen werde. Ein Impfstoff gegen die Vogelgrippe müsse ein sogenannter Marker-Impfstoff sein, der sichern müsse, dass erkrankte und geimpfte Tiere, die Antikörper gebildet haben, voneinander unterschieden werden können. "Gerade weil die Anforderungen so hoch sind und die Seuchenzüge immer dichter aufeinander folgen, muss jetzt sofort die Impfstoffentwicklung forciert werden", so Ripke weiter. "Wir brauchen den AI-Impfstoff eher in 2 Jahren als in 5 Jahren und mit Puten und Freilandhaltungen sollte begonnen werden."