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Vogelgrippe: Zehn Fragen und Antworten
Vogelgrippe oder Geflügelpest? Was heißt das und was muss man dazu wissen? Hier finden Sie Antworten auf einige häufige Fragen.
In den vergangenen Wochen traten in Deutschland bei Wildvögeln und Nutzgeflügel einige Fälle von Geflügelpest auf. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stuft das Risiko für einen Eintrag in deutsche Nutzgeflügelhaltungen weiterhin als hoch ein.
Wir haben einige oft gestellte Fragen zur Geflügelpest gesammelt und beantwortet.
1. Vogelgrippe, aviäre Influenza oder Geflügelpest – was ist was?
Vogelgrippe, auch als aviäre Influenza bezeichnet, ist die normale Form der Grippe bei Vögeln, ausgelöst durch Influenzaviren. Die klassische Geflügelpest ist eine besonders schwer verlaufende Form der Vogelgrippe.
Sie wird durch bestimmte aviäre Influenzaviren der Subtypen H5 und H7 ausgelöst. Sie sind durch genetische Veränderungen (Mutationen) aus den normalen Influenzaviren entstanden und sind sie hochpathogen, das heißt sie lösen deutlich schwerere Symptome aus.
Die Sterblichkeit kann bei bis zu 100 Prozent liegen und die Krankheit breitet sich schnell aus.
2. Was bedeuten Bezeichnungen wie H5N8?
H und N stehen für zwei Proteine, die aviäre Influenzaviren auf ihrer Oberfläche tragen: Hämaglutinin (H) und Neuraminidase (N). Beide können in verschiedenen Varianten (Subtypen) vorkommen, die über den Verlauf und die Schwere der Infektion entscheiden.
Von diesen Varianten sind bisher 16 beim Hämaglutinin (H1 bis H16) und neun bei der Neuraminidase (N1 bis N9) beschrieben.
3. Welche Tiere sind besonders gefährdet?
Unter der klassischen Geflügelpest leiden vor allem Hühner und Puten. Bei ihnen ist die Erkrankungs- und Sterberate am höchsten.
Generell können sich alle Geflügel- und viele Zier- und Wildvogelarten infizieren. Wasservögel wie Enten und Gänse erkranken seltener und oft weniger schwer. Aber auch sie scheiden das Virus aus und können andere Tiere anstecken.
4. Woran erkennt man, dass ein Tier Geflügelpest hat?
Die Symptome sind vielfältig und oft wenig typisch. Mögliche Symptome sind:
- Verweigerung von Futter und Wasser
- Ausfluss aus Augen und Schnabel
- Durchfall
- zentralnervöse Störungen (abnorme Kopfhaltung, Gleichgewichtsstörungen)
- Blutstauung oder blau-rote Verfärbung an Kopfanhängen und Füßen
- Plötzliches Aussetzen der Legeleistung oder dünne, verformte Eier
5. Wie verbreitet sich die Geflügelpest?
Kranke Tiere scheiden die Erreger in großen Mengen mit Kot, Schleim oder Flüssigkeit aus Augen und Schnabel aus. Andere Tiere stecken sich durch Einatmen oder Aufpicken an.
Wildvögel sind ein natürliches Reservoir für die Viren. Zugvögel tragen sie über große Entfernungen weiter. Besonders an den Rastplätzen infizieren sich dann wieder andere Vögel.
Kranke Wildvögel können durch direkten Kontakt auch Nutzgeflügel in Freilandhaltungen infizieren. In Offenställen besteht das Risiko, dass das Virus über die Luft eingetragen wird. Durch indirekte Kontakte mit kontaminierten Fahrzeugen, Personen, Geräten, Futter, Einstreu oder Wasser kann es auch in geschlossene Ställe gelangen.
6. Was passiert, wenn die Geflügelpest in einem Bestand ausbricht?
Bei einem Verdacht muss der Landwirt sofort den zuständigen Amtstierarzt informieren. Bestätigt sich der Verdacht, müssen die Tiere im betroffenen Betrieb getötet und fachgerecht entsorgt werden. Die Tiere zu behandeln, ist verboten.
Anschließend wird der Betrieb gereinigt und desinfiziert. Rund um den betroffenen Betrieb gibt es Restriktionszonen mit eingeschränktem Verkehr von Menschen, Tieren und Waren.
7. Können sich auch Menschen mit Geflügelpest infizieren?
Ja, aber nur bei intensivem Kontakt mit Geflügel. Infektionsquellen sind kranke oder verendete Tiere sowie deren Ausscheidungen.
Infektionen von Menschen mit dem aktuellen Subtyp H5N8 sind allerdings bisher nicht bekannt.
8. Kann man sich über Geflügelprodukte mit dem Virus infizieren?
Der Verzehr von Geflügelfleisch, Eiern und sonstigen Geflügelprodukten ist unbedenklich. Influenzaviren sind hitzeempfindlich und werden beim Kochen zerstört. Außerdem stellt die Untersuchung der Tiere am Schlachthof sicher, dass Fleisch von infizierten Tieren nicht in die Lebensmittelkette gelangt.
9. Gibt es eine Impfung gegen die Geflügelpest?
Geflügel gegen Geflügelpest zu impfen, ist in der EU verboten. Da Influenzaviren so unterschiedlich sind und sich schnell verändern, bieten Impfstoffe nur unzureichenden Schutz.
Außerdem besteht die Gefahr, dass nach einer Impfung ein Geflügelpestausbruch unentdeckt bleibt. Denn geimpfte Tiere zeigen möglicherweise keine Symptome, können sich aber trotzdem infizieren und die Viren ausscheiden. So könnte sich die Infektion unbemerkt ausbreiten.
Geflügelhalter sollten sich aber gegen die menschliche Grippe impfen lassen, um eine gleichzeitige Infektion mit menschlichen und aviären Influenzaviren zu verhindern. Denn in diesem Fall könnten neue, noch gefährlichere Viren entstehen.
10. Was sollten Bürger in gefährdeten Gebieten tun?
Wenn Sie tote Vögel finden, sollten Sie diese auf keinen Fall anfassen oder mitnehmen. Sie können Ihren Fund dem zuständigen Veterinäramt melden, vor allem, wenn mehrere Tiere an einer Stelle betroffen sind.
Hundehalter sollten ihre Tiere vorsichtshalber an der Leine führen. Hunde können zwar wahrscheinlich nicht am Virus erkranken, aber das Virus verbreiten, wenn sie tote Wildvögel finden und weitertragen.