Um welche Kriterien geht es bei der Diskussion um mehr Tierwohl in der Mastrinderhaltung und welche Veränderungen sollten die Mästerinnen und Mäster nun angehen? Darum ging es kürzlich beim Tag der Bullenmast.
Welche Änderungen stehen an?
Dr. Georg Teepker, Berater an der Bezirksstelle Osnabrück der LWK Niedersachsen, ging auf einige Faktoren ein, mit denen die Mäster sich nun beschäftigen sollten.
Liegeflächen
Einer davon sind weiche Liegeflächen: Kälber bis sechs Monate brauchen ab Februar 2024 eine elastisch verformbare Liegefläche und ab 2030 fordert die Tierschutzleitlinie auch für Bullen Liegebereiche mit Gummimatten oder Einstreu.
Teepker rät den Mästern, Spaltenböden, die ausgewechselt werden müssen, schon jetzt mit Gummimatten auszurüsten und verschiedene Matten zu testen. Sie würden sich bezüglich Haltbarkeit, Befestigung und Verschmutzung der Tiere unterscheiden und man müsse betriebsindividuell passende Lösungen finden. Bei alten Spaltenböden sei zu prüfen, ob eine Nachrüstung möglich und lohnend ist. Bedenken müsse man, dass die Lieferzeiten mittlerweile teils bei über einem halben Jahr liegen.
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Platzangebot
Beim Platzangebot sollten die Mäster Teepker zufolge den Wert von 2,7 m² in der Endmast im Blick haben, denn er werde in der Diskussion um höhere Standards als Basis behandelt.
Wasserversorgung
Optimierungsbedarf sieht der Berater bei der Wasserversorgung: Ab Oktober 2023 müssen mindestens die Hälfte der Tränken in der Bucht Schalentränken sein. Pro Bucht muss es mindestens zwei Tränken geben bei einem Tier-Tränkeverhältnis von maximal 8:1.
Über Haltungsstufe 2 nachdenken
In Hinblick auf die künftigen Entwicklungen der Haltungsformkennzeichnung rief der Berater die Mäster auf, betriebsindividuell zu prüfen, ob ein Umstieg auf die künftige Haltungsform Stufe 2 (Initiative Tierwohl) mit vertretbarem Aufwand möglich ist. Wenn ja, empfiehlt er, umzustellen, denn bis zu dem in Stufe 2 geforderten Platzangebot von 3 m³ gebe es in der Bullenmast gute Möglichkeiten, die Leistung zu optimieren. Darüber hinaus fordere die niedersächsische Leitlinie bis 2030 ohnehin 3,5 m² Platz in der Endmast.
Dr. Albert Hortmann-Scholten, Fachreferent Markt bei der LWK Niedersachsen, bestätigte diese Empfehlung. „Die Kriterien für Stufe 2 sind im Grunde machbar und Bullenmäster, die langfristig weitermachen wollen, müssen sich früher oder später damit auseinandersetzen.“
Wichtig sei aber, dass die Mäster sich die Mehrleistungen entsprechend bezahlen lassen. Die Mehrkosten seien betriebsindividuell, aber würden im Durchschnitt bei rund 17 Cent für Stufe 2 liegen sowie 70 Cent für Stufe 3.
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Preise im Aufwärtstrend
Die derzeitige Marktlage ist vielversprechend: Die Jungbullenpreise sind weiter im Aufwärtstrend und Hortmann-Scholten geht davon aus, dass dieser sich fortsetzen wird. Hauptursache für das Preishoch sei das knappe Angebot an Jungbullen.
Das lasse sich durch die Entwicklung der deutschen Rinderbestände erklären, die mit rund elf Millionen Tieren mittlerweile ein 35-Jahrestief erreicht haben. Bei immer höheren Leistungen würden die Tierzahlen weiter sinken. Dazu komme, dass Deutschland deutlich weniger Rindfleisch importiert als in den vergangenen Jahren und die Selbstversorgungsgrade mit Rindfleisch in Deutschland und Europa vergleichsweise niedrig sind. Eine positive Entwicklung sieht Hortmann-Scholten auch darin, dass Rindfleisch „voll im Trend liegt“, auch bei jungen Leuten.
Bei den Mästern würden die enormen Kostensteigerungen bei Energie-, Dünger- und Futterpreisen die Freude über die besseren Preise dämpfen. Darüber hinaus entständen künftig durch die Erhöhung des Transportalters von Kälbern Wettbewerbsnachteile.
Optimistischer Ausblick
Hortmann-Scholtens Ausblick auf den globalen Markt ist trotzdem optimistisch: Die befürchteten Folgen des Brexits seien ausgeblieben, das Mercosurabkommen werde voraussichtlich nicht ratifiziert und China trage zur Verknappung des weltweiten Angebots bei, indem es international immer mehr Rindfleisch zukaufe. „Wir sind in einem sehr knapp versorgten Markt unterwegs und haben global steigende Preise.“ Deshalb rief Hortmann-Scholten die Bullenmäster auf, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen und den Veränderungen entgegenzutreten.