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Wolfsbestand für die Weidetierhaltung regulieren
Der Wolf wird ins Landesjagdrecht aufgenommen - das ist ein erster wichtiger Schritt. Es müssen jedoch schnell weitere Schritte folgen, fordert Jörn Ehlers.
Ein erster wichtiger Schritt ist mit dem Beschluss des Agrarausschusses des Niedersächsischen Landtags, den Wolf in das Landesjagdrecht aufzunehmen, getan. Seit Jahren kämpfen wir gemeinsam mit den Weidetierhaltern im Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement für die Weidetierhaltung in Niedersachsen in Koexistenz zum Wolf. In all den Jahren ist dabei eines deutlich geworden: Nach wie vor haben wir zum Thema Wolf mehr Fragen als Antworten. Die Weidetierhalter warten auf ein Konzept, welches über Monitoring, Zaunbau und Beratung hinaus geht.
Einstieg ins Bestandsmanagement ist überfällig
Gerade in den bereits stark mit Wölfen besiedelten Gebieten, und dazu gehört eindeutig Niedersachsen, ist der Einstieg in ein Bestandsmanagement überfällig. Der ständige Verweis unserer Politiker zur Rechtfertigung ihrer eigenen Untätigkeit auf Bundes- oder EU-Recht hilft den betroffenen Menschen vor Ort nicht. Es entsteht ein Gefühl der Ohnmacht und Verdruss über politische Strukturen. Das kann ich gut nachvollziehen. So sieht die Wolfspolitik der vergangenen Jahre aus: Wir sitzen alle in einem vollbesetzten Auto, das auf eine Wand zurast, und jeder zerrt am Lenkrad, aber niemand traut sich die Bremse zu betätigen…
Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht so gut wie beschlossen
Herdenschutzmaßnahmen helfen nur bedingt gegen den Wolf
Herdenschutzmaßnahmen sind ein Teil der Lösung, aber halt immer nur ein Teil, der je nach Region besser oder schlechter funktioniert. Als Ergänzung bedarf es nun dringend der Bestandsregulierung, wovon wir uns auch eine Verhaltensänderung der Wölfe insgesamt erhoffen. Wird der Mensch als Gefahr gesehen, passt sich der Wolf an und hält Abstand von ihm. Das ist meiner Meinung nach die beste Form des Herdenschutzes.
Der Wolf muss wieder Angst haben
Wie wichtig endlich ein eindeutiges Signal seitens der Politik an die Weidetierhalter ist, war an den zahlreichen Aktionen zum Tag des Wolfes zu erkennen. Bundesweit fanden Demos und Trauermärsche für die Weidetierhaltung statt, um auf die existenzbedrohende Situation der Schäfer und Tierhalter aufmerksam zu machen. Eine Koexistenz von Wolf und Weidetier ist nur möglich, wenn der Wolf durch Vergrämung und Abschuss in betroffenen Regionen wieder lernt, Angst zu bekommen. Nur dann wird er sich vom Menschen und den Tieren fernhalten.
Das exponentielle Wolfs-Wachstum muss aufhören
Wenn wir zukünftig Schafe, Kühe, Ziegen und Pferde auf der Weide sehen wollen, müssen deshalb Klarheit und Rechtssicherheit her, um mit einem effektiven Bestandsmanagement die Wolfspopulation auf ein erträgliches Maß zu bringen. Im Oktober 2018 waren es 20 Wolfsrudel, 2020 wurden 35 Rudel in Niedersachsen gezählt. Im April 2022 sind in Niedersachsen 38 Wolfsrudel, 2 Wolfspaare und 4 residente Einzelwölfe plus ein Grenzgänger bekannt. Diesem exponentiellen Wolf-Wachstum muss Einhalt geboten werden, sonst haben unsere Weidetiere keine Chance. Niedersachsen ohne Weidetiere ist für mich nicht vorstellbar, weitere Schritte müssen schnell folgen!