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Moderner Feldroboter im Praxiseinsatz
Es ist nicht mehr eine reine Zukunftsmusik, sondern Realität: selbstfahrende Roboter auf den niedersächsischen Äckern.
Seit über 20 Jahren führen Reiner Bohnhorst und Per Morten Haram gemeinsam einen ökologisch wirtschaftenden Betrieb in Oldendorf II im Landkreis Uelzen. Die beiden sind bekannt für ihr Interesse an Innovation und Technik. Und so fiel den Biolandwirten im vergangenen Jahr während eines gemeinsamen Rundganges mit ihren Mitarbeitern auf der Agritechnica der Stand der dänischen Firma Farmdroid ins Auge. Dort stand er: der selbstfahrende Roboter FD20.
Ökozuckerrüben und Gemüse sind besonders herausfordernd
Die „Biohöfe Oldendorf“ bauen neben der Hauptfrucht Kartoffel auch Getreide, Leguminosen und Exoten wie Soja und Quinoa an. Seit kurzem haben sie auch Zuckerrüben und Gemüse in der Fruchtfolge, für die Mitarbeiter Christian Sievers verantwortlich ist. Er verweist darauf, dass Unkraut im Ökozuckerrüben- und Gemüseanbau besonders schwer in Schach zu halten ist. „Man kann es fast nur durch Handarbeit regulieren. Das ist aber nicht nur teuer, es wird auch immer schwieriger, Personal für diese Arbeiten zu finden. Auch schon vor den Einreiseproblemen durch Corona.“
Roboter soll teure Handarbeit einsparen
Aus diesem Grund sahen Bohnhorst, Haram und Sievers direkt das Potenzial des Roboters für den Betrieb. Nach einigen Gesprächen mit den Verkäufern auf dem Stand war klar: In der Saison 2020 werden die Biohöfe den Hackroboter Farmdroid FD20 testen.
Pünktlich zur Rübenaussaat wurde der Roboter trotz Coronapandemie geliefert; am 26. April konnte die Aussaat beginnen. Nach Angaben der Entwickler des Hackroboters, schafft dieser 20 Hektar pro Saison − die Biolandwirte probieren es aber in diesem Jahr zunächst mit 4,7 ha. Sievers erklärt, wie es geht: „Als erstes legt der FD20 die Zuckerrüben per GPS. Dabei merkt sich das Gerät die einzelnen Ablagepunkte der Rübenpillen von einem der sechs Drillelemente per GPS. Diese dienen beim späteren Hacken zwischen den Reihen als Referenzpunkte.“

Denn durch das ein- und ausscherende Hackmesser, bekämpft der Roboter auch Unkräuter in der Reihe. Beim Legen der Rüben merkt sich dieser die Ablagepunkt per GPS. Sie dienen dem FD20 als spätere Referenz für das Messer, um möglichst keine Rübe wegzuhacken. © Charlotte Meyer
Viele Landwirte zeigen Interesse an der autonomen Technik
Um trotz des Vertrauens in die neue Technik das Risiko zu streuen, haben die Biolandwirte beschlossen, einen Teil der Zuckerrüben in diesem Jahr herkömmlich zu drillen und anschließend hand- und maschinell zu hacken. „Das Feedback von den Prototypbetrieben in Dänemark war zwar gut, trotzdem darf man die Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht lassen.“, betont Sievers.
Das Interesse für die autonome Technik in den Zuckerrüben sei nicht nur auf ökologisch wirtschaftende Landwirte reduziert. Auch viele konventionelle Berufskollegen hätten sich Sievers zufolge den Roboter bereits angeschaut. „Schließlich wird es für sie auch immer mehr zum Thema. Und wir teilen die Erkenntnisse unserer Versuche hier gern.“
Ob die Robotertechnik dem Unkraut Herr wird? Ein Video des Roboters bei der Arbeit finden Sie in unserem Digitalmagazin. Das Fazit der Biolandwirte über den Einsatz des Farmdroids und einen Vergleich zu der herkömmlich bewirtschafteten Rübenfläche wird die LAND & FORST im Herbst geben.