Übergabe von Margarine, Zucker und Milch: Landwirte haben 1600 Kilogramm Lebensmittel gespendet.

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Imke Harms | am

Spende an die Tafeln: Landwirte übergeben 1600 Kilogramm Lebensmittel

Erinnern Sie sich noch an die Lichterfahrten der Landwirte in der Vorweihnachtszeit? Die Spenden wurden jetzt im Braunschweiger Land übergeben.

Landwirtinnen und Landwirte hatten in der Vorweihnachtszeit bereits zum zweiten Mal Kindergärten, Altenheime und ganze Dörfer mit ihren weihnachtlich geschmückten Treckern besucht und in ganz Niedersachsen Weihnachtsstimmung verbreitet. „Das war extrem bewegend“, sagt Olaf Fulst, der auf einem der etwa 50 Trecker pro Konvoi saß, die von hunderten Menschen am Straßenrand bejubelt wurden. Der Landwirt ist selbst überrascht darüber, wieviel Zuspruch und Begeisterung die Bauern und andere Treckerfans in der Bevölkerung mit ihrer Aktion ausgelöst haben.

Spenden sammeln während der Lichterfahrten

Im Nachgang haben nun die Tafeln in Goslar und Bad Harzburg von der vorweihnachtlichen Belustigung profitiert. „Die Landwirte haben die Anregung der Bevölkerung aufgenommen und während der fünf Lichterfahrten Spenden gesammelt“, sagt Silke Könnecker, Geschäftsführerin des Niedersächsischen Landvolks Braunschweiger Land. Weil die Fahrerinnen und Fahrer kein Geld annehmen wollten und die Tafeln derzeit unter der sehr hohen Nachfrage leiden, war schnell klar, wohin die Spenden fließen sollten, heißt es in einer Mitteilung des Landvolks.

Erneut wollen viele Landwirte mit ihren geschmückten Traktoren durch die Orte fahren.

1600 Kilogramm haltbare Lebensmittel gespendet

Bei der Übergabe von 1.600 Kilogramm lange haltbarer Lebensmittel wie Margarine, Milch, Zucker, Keksen und Dosensuppe im Wert von rund 3.500 Euro sei die Freude groß g ewesen. „Die Helferinnen und Helfer der Tafeln waren sehr emotional und dankbar, obwohl sie ja gar nicht selbst beschenkt wurden“, schildert Fulst seine Erfahrungen bei der Übergabe. Gemeinsam mit drei Berufskollegen, den Lions, die sich um die „Online-Spenden“ gekümmert hatten, und dem Landvolk, hat er die im Großmarkt auf Paletten vorkommissionierten Lebensmittel abgeholt und bei den Tafeln abgeladen.

Alles wird teurer: Bauernpräsident Joachim Rukwied schätzt, dass Lebensmittelpreise in 2023 auf hohem Niveau bleiben. (Symbolbild)

Ausblick: Erneut Trecker schmücken und Spenden sammeln

„Ursprünglich wollten wir nur die Leute bespaßen und haben nun eine so große Freude ausgelöst, da macht das Ganze nochmal mehr Sinn“, fasst Fulst zusammen. Er möchte auf jeden Fall auch in der nächsten Vorweihnachtszeit wieder seinen Trecker schmücken und dem Weihnachtsmann dort zum Spendensammeln einen Platz anbieten.

Engagement gegen Lebensmittelverschwendung

Dass das Engagement der Tafeln für Bedürftige mehr als wertvoll ist, kann sich jeder vorstellen. Doch auch noch aus einem weiteren Grund sind Initiativen, die Lebensmittel verteilen, die sonst im Müll gelandet werden, wichtig: Millionen Tonnen genießbare Waren werden nämlich jedes Jahr in Deutschland weggeworfen, wie die deutsche Presseagentur (dpa) berichtet. 

Ist doch noch gut! In Osnabrück hat ein Lebensmittelhändler eine goldene Tonne aufgestellt, in der unverkäufliche Lebensmittel verschenkt werden.

Foodsharing oder Spende an die Tafeln

In Frankfurt beispielsweise hat sich aus diesem Grunde vor neun Jahren das Projekt "Foodsharing Frankfurt" gegründet. Mehr als 1700 Tonnen Lebensmittel haben die Mitwirkenden vor dem Wegwerfen gerettet. Bundesweit, in der Schweiz und in Österreich, führte die Organisation Ende vergangenen Jahres die Menge von 83.000 Tonnen seit ihrer Gründung zehn Jahre zuvor an.


In Deutschland wurden nach Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft 2020 etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Der Großteil entstehe in privaten Haushalten, danach kämen Handel und Verarbeitung. Besonders Obst, Gemüse und Brot landen häufig in der Tonne.

Die Plattform Too Good To Go (TGTG)

Die Plattform Too Good To Go (TGTG) bringt Bäckereien, Supermärkte oder Restaurants mit Verbrauchern zusammen. Die Betriebe schätzen während des Tages ab, wie viel später übrig bleibt. Kunden reservieren per App eine sogenannte Magic Bag und zahlen ein Drittel des ursprünglichen Preises. 17 000 Partnerbetriebe und rund 9,4 Millionen Nutzer sind bei der Plattform registriert.

Konkurrenz zu den Tafeln gebe es nicht, sagte TGTG Country Manager Deutschland, Wolfgang Hennen, gegenüber der dpa. "Bei elf Millionen Tonnen ist genug für alle da." Zusammen mit Betrieben und Verbrauchern sind laut TGTG 23 Millionen Essensportionen seit der Gründung 2016 gerettet worden.

Weniger Lebensmittel wegwerfen

Auch die Tafeln retten Lebensmittel vor dem Müll, pro Jahr verteilen sie nach Angaben des Bundesverbands 265 000 Tonnen davon - mit steigender Tendenz. Eine Konkurrenz zu Foodsharing gebe es nicht, da es eine Vereinbarung gebe, dass die Tafeln, die sich an ärmere Menschen wenden, die sich wenig leisten können, bei Spenden Vorrang haben, wie ein Sprecher sagt.

Übrigens: In Frankreich ist es großen Einzelhändlern und Supermärkten seit 2016 verboten, Lebensmittel wegzuwerfen, sie müssen gespendet werden. Dem Verein Zentrum für europäischen Verbraucherschutz zufolge haben die Tafeln dort seitdem deutlich mehr Lebensmittel zur Verfügung.

Mit Material von dpa, Landvolk Niedersachsen

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