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Emsland: Junge Jägerin zieht verwaiste Kitze auf
Ina Pöker ist eine 20-jährige Jägerin aus dem Emsland. Sie zieht verwaiste Rehkitze auf. Dafür braucht es spezielles Wissen und Können.
Was passiert mit Rehkitzen, die von Bürgern am Wegesrand gefunden werden? Die 20-jährige Ina Pöker, eine versierte Jägerin aus dem Emsland, setzt sich seit Jahren mit der Thematik auseinander. Schon als Teenager hat sich Ina mit der Aufzucht von jungen Wildtieren wie Füchsen, Hasen und Kaninchen beschäftigt und viel über die Tiere erfahren. „Man muss sich immer der Verantwortung bewusst sein“, sagt die aufgeschlossene Emsländerin.
Jagdschein schon mit 15 Jahren
Bereits mit 15 Jahren hat sie ihren Jagdschein gemacht. Als sie vor fünf Jahren ihr erstes Rehkitz großzog, hat sie sich Hilfe von einem erfahrenen Rehkitzretter geholt, der ihr entsprechende Tipps und Kniffe beibrachte. „Es braucht sehr viel Zeit, Jungwild mit der Hand aufzuziehen“, weiß sie heute.
Und sie appelliert gleichzeitig an die Bürgerinnen und Bürger, niemals zu versuchen, ein Kitz bzw. ein Stück Jungwild „mal eben selbst“ großzuziehen. „Leider bringen mir jedes Jahr Nichtjäger aus dem Umkreis von bis zu 100 Kilometern angeblich verwaiste Rehkitze.“ Sie hätten am Wegesrand gelegen und die Ricke wäre nicht zu sehen gewesen.
Verwaiste Tiere auf keinen Fall anfassen
Diese Unwissenheit in der Bevölkerung sei aus ihrer Sicht heute maßgeblich dafür verantwortlich, dass neben der professionellen Rehkitzrettung durch Landwirte und Jäger jedes Jahr ein weiterer hoher Anteil an Jungwild aus der Natur entnommen werde. Das müsse nicht sein.
Ina rät daher, die Tiere auf keinen Fall anzufassen, sondern den örtlichen Jagdpächter oder eine geeignete Tierauffangstation zu kontaktieren. Nur diese wären ihrer Ansicht nach in der Lage, das Geschehen vor Ort entsprechend einzustufen und eventuell weitere Schritte einzuleiten. Ihr Tipp: Nur beobachten, nicht anfassen und auf keinen Fall mit nach Hause nehmen. Auch wenn gerade Kinder die „Bambis“ noch so süß finden.
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Aufzucht mit der Flasche braucht viel Disziplin
Handaufzucht von Rehwild gehört in die Hände von Profis. Neben der Erstversorgung mit geeigneten Flüssigkeiten gilt es auf jeden Fall, Stress zu vermeiden. Ferner muss bei einer Untersuchung das Geschlecht festgestellt und gegebenenfalls eine Kastration durchgeführt werden. Aus Erfahrung weiß Ina Pöker, dass männliche Stücke insgesamt eine höhere Überlebenschance haben.
Die Aufzucht mit der Flasche fordert dem Menschen einiges an Disziplin ab. Im Zwei-Stunden-Takt – Tag und Nacht - wird die Flasche gereicht und die soziale, spielerische Komponente setzt danach ein. Dies sei insofern wichtig, damit sich das Wild auch lösen kann. Selbst ihr junger Deutsch-Drahthaar „Don“ hat sich von Anfang an in die Aufzucht mit eingebracht. „Don“ übernimmt dabei zum Beispiel die Fellpflege. „Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang Erde von Maulwurfshügeln. Diese brauchen Kitze in bestimmten Mengen zur Verdauung“, weiß sie.
Mit den Kitzen im Wald unterwegs
Mit ihren 20 Jahren hat sich die selbstbewusste und hilfsbereite junge Emsländerin bereits seit Jahren einen Namen in der Aufzucht von Rehkitzen gemacht. Nicht selten ist sie mit ihren Zöglingen auch zu Fuß aus ihrem Heimatort in den Wald unterwegs, damit sich die Tiere bereits in der Frühprägung an ihr ursprüngliches Habitat gewöhnen können. Erst im Frühjahr des folgenden Jahres, nachdem die Tiere kräftig genug sind, werden sie von ihr wieder in die Freiheit entlassen.