Deutschland setzt immer mehr auf erneuerbare Energiequellen. Doch damit Windstrom von der Küste in südliche Industrieregionen kommen kann, braucht es leistungsstarke Stromkorridore. Netzbetreiber Amprion stellt heute (12. August) Pläne für eine weitere Stromtrasse vor.
Dabei gehe es, laut Amprion, um den Korridor A, welcher Windstrom von der Nordsee ins Rheinland bringen soll. Im Bundesbedarfsplanungsgesetz (BBPLG) trage das Projekt die Nummer eins. Geplant sei die Verbindung als Erdkabel zwischen Emden Ost in Niedersachsen und Osterath in Nordrhein-Westfalen. Hier solle sich dann auch das Vorhaben 2 namens Ultranet anschließen, das auch Teil des Korridors A sei.
So ist der derzeitige Planungsstand:
Von Seiten der Bundesnetzagentur solle bald die Bundesfachplanung für den Planungsabschnitt B offiziell beendet werden. Planungsunterlagen sollen zudem zeitnah veröffentlicht werden. Hierfür stehe zwischen Bunde im Landkreis Leer und Wietmarschen in der Grafschaft ein ein Kilometer breiter Korridor bereit. Der Abschnitt sei rund 300 Kilometer lang, die Gleichstromleitung mit 380 kilovolt könne bereits 2025 in Betrieb genommen werden.
Stromtrassen im Emsland
Im Emsland gebe es bereits eine Trasse, die auf Basis des Gesetzes zum Ausbau von Energieleitungen (EnLAG) gebaut werde. Das sogenannte EnLAG-Vorhaben 5 reiche dabei von Dörpen West bis nach Wesel in Nordrhein-Westfalen. Dabei werde die Trasse abschnittsweise entlang bestehender Freileitungen gebaut. Unter anderem solle die Leitung auch als Pilotprojekt zur bundesweiten Erprobung von Erdkabeln beim Betrieb von Höchstspannungsleitungen mit Wechselstrom dienen. Die Trasse sei im nördlichen Abschnitt sogar schon planfestgesellt und gebaut, heißt es. Im südlichen Abschnitt allerdings brauche es noch die Planfeststellung.
SuedLink: Kein Ende in Sicht
Diese Techniken zur Stromübertragung gibt es bereits:
Für den bundesweiten Netzausbau sollen nicht nur Freileitungen an Hochspannungsmasten genutzt werden, sondern auch Erdkabel. Hier werde grundsätzlich zwischen Wechsel- und Gleichstrom unterschieden. Zur Übertragung von Energie über weite Strecken eigne sich das Höchstspannungsnetz mit 380 oder 220 Kilovolt Wechselstrom vom Kraftwerken oder Windparks. Auch die Netze angrenzender Länder seien mit unserem deutschen Netz verbunden. Hingegen habe Gleichstromtechnik den Vorteil, dass der Strom mit weniger Verlusten transportiert werden könne. Hier lautet der Fachbegriff: Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ).
Proteste gegen die Hochspannungstrassen
Um gegen die Stromtrassen zu demonstrieren hätten sich vielerorts in Deutschland Bürgerinitiativen organisiert. Sie machen sich besonders um die Beeinträchtigung der Landschaft Sorgen. Doch auch Erdkabel seien nicht frei von Kritik: Laut Expertin Elfriede Werdermann vom Landwirtschaftlichen Kreisverein in der Grafschaft seien gerade Landwirtinnen und Landwirten Hochspannungsmasten lieber als Erdkabel. Da viel Erde bewegt werde, seien sich viele Bauern unsicher, wie die Flächen im Anschluss aussehen. Zusätzlich sei auch damit zu rechnen, dass die Erdkabel das umliegende Erdreich erwärmen. Zudem würden auch die Entschädigungen geringer ausfallen als bei Hochspannungsmasten. "Wir können es aber nicht verhindern", so Werdermann.
Belastungsgrenze vom Emsland erreicht
Mit den ersten beiden Stromtrassen habe der Landkreis Emsland überdurchschnittlich viel Verantwortung für die Energiewende übernommen, heißt es von einer Sprecherin mit Verweis auf weitere im Netzentwicklungsplan 2035 aufgeführte Ausbaumaßnahmen im Offshorenetz. Weiter heißt es vom Landkreis, dass Energieleitungen vielen regionalen und kommunalen Interessen oder Entwicklungsmöglichkeiten räumliche Grenzen setzen würden. "Es wird immer schwieriger, den Belangen der emsländischen Bürgerinnen und Bürger, der Wirtschaft und dem Naturschutz gerecht zu werden." Dies gelte sowohl für Freileitungen als auch für Erdkabelverbindungen. Aus diesem Grund lehne der Landkreis weitere Projekte strikt ab. Die Belastungsgrenze für weitere Stromtrassen sei bereits erreicht.