Bei ihrem Besuch in Wilsum, Grafschaft Bentheim, stellt sich Julia Klöckner mehr als 1.000 Landwirten - und bekommt Rosen.
Mehr als 1.000 Landwirte aus Nordwestniedersachsen und Westfalen sind am Dienstag in den kleinen Ort Wilsum in der Grafschaft Bentheim gekommen - alle nur für Bundesagrarministerin Julia Klöckner, die mit 850 Rosen bedacht wurde. Sie sollen eine Anerkennung für die Arbeit der Ministerin sein, aber auch Aufforderung, sich für Nachbesserungen im Messstellen-Netz einzusetzen, erklärt Matthias Everinghoff, Sprecher der Bauern-Initiative "Land schafft Verbindung"
Die CDU-Politikerin hatte eine Einladung zu einer Fachtagung über Ackerbau und Düngung dreier regionaler Agrargenossenschaften angenommen. Aber Klöckners Ackerbaustrategie 2035 spielt an diesem Tag nur eine kleine Rolle.
"Das sind nicht nur grüne Spinner"
Julia Klöckner befindet sich im Spagat. Für die Anliegen der Bauern lasse sie sich gern durch die Zeitungen treiben. Sie sagt aber auch: Die Bauern müssen auch auf die Gesellschaft hören. Es sei nicht gut, immer nur auf den Beifall aus den eigenen Reihen zu hören.
Sie fordere Wertschätzung für die Landwirte. Junge Hofnachfolger müssten in der Lage sein, mit Freude den Betrieb weiterzuführen. Der Einzelhandel müsse fairer mit den Landwirten umgehen. Aber die Landwirte müssten auch auf die Anliegen der Gesellschaft und der Verbraucher hören: "Das sind nicht nur grüne Spinner."
Hoffnung fassen die Landwirte nun, weil jüngst auch Klöckner mehr Transparenz und Fairness beim Messstellen-Netz gefordert hat. Einige Bundesländer seien da weiter als andere, sagt die Politikerin. Aber: "Auch die Wasserversorger hier in Niedersachsen melden sich und machen in Brüssel Stimmung für strengere Regelungen", erklärt sie. Es drohten 300 Millionen Euro Strafzahlungen im Jahr.
Unmut bei Landwirten
Im Publikum regt sich Unmut. "Dann nehmen Sie doch die Bauernmilliarde und bezahlen sie das damit", ruft ein wütender Landwirt aus Oldenburg. "Das ist dummes Zeug", erwidert Julia Klöckner.
Viele Landwirte buhen sie daraufhin aus. Aber Klöckner bleibt dabei: Eine Strafzahlung lasse sich nicht vermitteln.
Die Landwirte hoffen nun, dass die Überprüfung des Messstellen-Netzes ein wenig Zeit bringt, und am Ende doch deutlich weniger Landwirte von der Düngereduktion betroffen sind.
Klöckner macht die Landwirte auf eine weitere unangenehme Wahrheit aufmerksam: Deutschland drohe, dass nicht nur in den besonders belasteten Gebieten die Düngung drastisch reduziert werde, sondern im gesamten Land. "Das ist Dänemark auch passiert", sagt sie eindringlich. Die Wut der Bauern über die drohenden Einschränkungen mildert sie damit nicht.