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Haustiere: Widerstand gegen Özdemirs Positivliste
Der Bundeslandwirtschaftsminister drängt darauf, bestimmte Tierarten in privatem Besitz zu verbieten. Dazu gibt es ernstzunehmende kritische Stimmen.
Eine Reihe von Verbänden spricht sich gegen das Vorhaben von Özdemir aus, über Positivlisten die Haltung bestimmter Tierarten zu untersagen. Bei diesem Systemwechsel würden Heimtiere zunächst generell verboten, es sei denn, es handelt sich um eine Tierart, für die die Haltung auf einer Positivliste zugelassen ist.
Positivliste: Man schützt nur, was man kennt
Von einem Verbot wären vor allem exotische Tiere betroffen. Letztendlich könnte aber für jede Art durch Entnahme aus der Liste die Erlaubnis für die Heimtierhaltung entfallen. Das gefällt nicht jedem. Vor allem die Heimtierbranche erhebt Einspruch. Das ist naheliegend, denn hier geht es letztendlich auch um die wirtschaftliche Existenz. Federführend ist hier der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands. Alles verbieten und dann ein wenig erlauben, ist nach Ansicht des Verbandes der falschen Weg.
Auf seiner Hompage hat er das Thema unter dem Hashtag „#Tierwohl statt Heimtierverbot“ aufgegriffen. Gängigstes Argument ist, dass eine Liste nicht automatisch mehr Tierschutz in der Heimtierhaltung bringen würde, da Tierschutzprobleme bei allen Heimtierarten vorkommen können, sowohl bei beliebten, als auch bei selten gehaltenen Arten. Außerdem könnte es zu unerwünschten Folgen durch den Erwerb von Tieren aus unkontrollierten Quellen und in der Folge zu Tierschutzproblemen bei der Haltung von Tieren außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung führen.
Wolfshybride sind keine Haustiere
Erhalt von Tierarten
Es gibt aber auch kritischen Stimmen aus dem Tierschutzbereich. Die großen Verbände sind darunter zwar nicht zu finden, aber dennoch einige Organisationen, deren Argumentation durchaus erwähnenswert ist. Vertreten ist vor allem der Bereich der Erhaltungszucht, wie etwa die Citizen Conservation Foundation. Für ihren Geschäftsführer Björn Encke bedroht der Verlust der Artenvielfalt ökologische Systeme. Um diesen Effekt abzumildern, macht es seiner Ansicht nach Sinn, Arten in menschliche Obhut zu überführen. Daraus lassen sich Wissen generieren sowie durch den Erhalt der Arten Optionen für die Zukunft offenhalten.
Artenrisiko? Fangen von Wildtieren für den Heimbereich
Zu dieser Argumentation gibt es von anderen Tierschutzorganisationen aber eine genau gegenteilige Sichtweis:. Das Fangen von Wildtieren für den Heimbereich würde ein Artenrisiko darstellen. Damit zeigt sich wieder einmal, ein und derselbe Sachverhalt kann ganz unterschiedlich interpretiert werden.
Haustier zu dick - das ist zu beachten
Wäre Sachkunde nicht wichtiger als ein Verbot?
Jörg Ehlenbröker, Präsident der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht, sieht wie Encke durch eine Positivliste die Chancen für eine Arterhaltung durch Zucht schwinden. Er hält eine Regelung zur Sachkunde für sehr viel sinnvoller.
Haltungskennzeichnung verbessert Tierwohl nur begrenzt
Ein Punkt der auch auf der Agrarministerkonferenz am 24. Mai 2022 in Brüssel zur Sprache kam. Sie behandelte das Thema auf EU-Ebene. Federführend war Zypern, das ein Positionspapier vorstellte, das gemeinsam mit Luxemburg, Malta und Litauen entwickelt wurde. Durch den Handel mit exotischen Wildtieren und ihre Haltung als Haustiere gebe es Verstöße gegen den Tierschutz, argumentierte der Vertreter des Landes. Deshalb wurde die Kommission aufgefordert, den potentiellen Nutzen einer EU-Positivliste für die Haltung von Wildtieren zu prüfen. Ein Anliegen, das Landwirtschaftsminister Cem Özdemir unterstützte. Einige Mitgliedstaaten verwiesen aber auf mögliche Probleme bei der Umsetzung, weil sie bereits auf nationaler Ebene erfolgreich Maßnahmen ergriffen hätten, beispielsweise eine Eignungsprüfung der Tierhalter.