Solling-Dassel-Dickingequelle

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Renate Bergmann | am

Wenn im “Wasserwerk Wald“ die Pumpen still stehen

Zwei aufeinander folgende Trockenjahre und flächiges Absterben von Bäumen als Folge von Dürre und Borkenkäferbefall – das sind Risiken für die regionale Wasserversorgung. Zu diesem Ergebnis kommen Vertreter einer Wasserleitungsgenossenschaft und Forstleute im Solling.

Das waldreiche Mittelgebirge mit relativ hohen und ausgeglichenen Niederschlägen fungiert als natürliche Wassergewinnungsanlage. Zahlreiche lokale Trinkwasserbrunnen liegen unter den Wirtschaftswäldern und versorgen die örtliche Bevölkerung. Dabei speichert, filtert und reinigt der Waldboden das Niederschlagswasser.

Dürrejahre wie 2018 und 2019 haben die Waldböden bis in tiefe Schichten austrocknen lassen und verursachen das flächige Absterben ganzer Waldbestände. Borkenkäfer vermehren sich massenhaft, Pilze befallen geschwächte Bäume, selbst widerstandsfähige Laubbäume zeigen Trockenschäden. Darin sehen Wasserversorger und Forstleute eine zunehmende Herausforderung.

Trinkwasserversorgung im Solling

Ortschaften wie das Töpferdorf Fredelsloh in der Gemeinde Moringen hängen am Wasserwerk Wald. Die Wasserleitungsgesellschaft Fredelsloh eG versorgt rund 970 Einwohner, die eigenverantwortlich die Genossenschaft betreiben. Sorge bereiten dem Vorsitzenden Hans-Günther Müller die warmen, trockenen Monate, wenn die Quellen im Wald nur neun statt 15 m³ Wasser pro Stunde liefern und die Pumpen gedrosselt werden müssen.

Wälder um jeden Preis erhalten

Thomas Reulecke, Forstamtsleiter aus Dassel, sieht daher die vorrangige Aufgabe darin, die Wälder um jeden Preis zu erhalten und fit zu machen für den Klimawandel.

„Wir forsten Kahlflächen mit Laub- und Nadelhölzer wieder auf und drängen Fichten in den Bachtälern und aus Wasserschutzgebieten zurück“, beschreibt der Fredelsloher Revierleiter Thorsten Möhlenhoff die praktischen Arbeiten im Revier.

Kurzfristig ist aber noch immer der Kampf gegen den Borkenkäfer Hauptaufgabe der Forstleute im Solling. Im kommenden Frühjahr erwarten sie eine neue Angriffswelle. Die derzeit im Waldboden oder unter der Rinde überwinternden Käfer werden mit noch größerer Zahl im April 2020 ausschwärmen.

Hintergrund

  • In den oberen zehn Zentimetern speichert Waldboden pro Quadratmeter bis zu 50 Liter Niederschlagswasser
  • Ein Hektar Wald hält – wie ein Schwamm - bis zu zwei Millionen Liter Wasser zurück
  • Wald reinigt Regenwasser, speichert es und sorgt auch in Trockenperioden für konstante Trinkwasserversorgung
  • Unter Wald gewonnenes Trinkwasser hat einen hohen Reinheitsgrad
  • Forstleute steuern über die Baumartenwahl nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Grundwassers
  • In den Niedersächsischen Landesforsten liegen über 100.000 Hektar Trinkwasserschutzgebiete
  • Seit Einführung des LÖWE-Programms wurden bereits 1.500 Hektar Ackerbaufläche in Trinkwasserschutzwälder umgewandelt
Wald reinigt Regenwasser
Mit Material von Michael Rudolph, Niedersächsische Landesforsten

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