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Landwirtschaftszählung 2020: Das sind die endgültigen Ergebnisse
Die endgültigen Ergebnisse der Landwirtschaftszählung sind da und zeigen, dass es im Jahr 2020 mehr Legehennen in Freilandhaltung und weniger Rinder in Weidehaltung in Niedersachsen gegeben hat. Ein Überblick.
Das Landesamt für Statistik Niedersachsen teilt anhand der Landwirtschaftszählung mit, dass es im vergangenen Jahr in Niedersachsen im Rahmen der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft Haltungsplätze für rund 22,1 Millionen Legehennen, 2,5 Millionen Rinder und 9,4 Millionen Schweine gegeben habe.
Immer mehr Legehennen im Freiland
Weiter heißt es in den Ergebnissen der Landwirtschaftszählung, dass in ganz Niedersachsen 2020 rund 4.810 Betriebe Haltungsplätze für Legehennen hatten. Damit ist die Anzahl der Legehennen-Haltungsplätze um rund 67,4 Prozent (von 2010 bis 2020) von 13,2 Millionen auf 22,1 Millionen angestiegen. Dabei war die Bodenhaltung mit einem 58,4 Prozent in Niedersachsen die vorrangige Haltungsform in Niedersachsen (12,9 Millionen Haltungsplätze). Damit gab es nur noch 8,8 Prozent Plätze in der ausgestalteten Käfighaltung (1,9 Millionen). Stark angestiegen ist jedoch der Anteil der Freiland-Haltungsplätze: seit 2010 hat sich der Wert nahezu vervierfacht. Damals lag die Zahl der Haltungsplätze bei 1,9 Millionen, 2020 waren es bereits 7,3 Millionen (plus 32.8 Prozent).
Landwirtschaftszählung 2020: Pachtpreise steigen weiter an
Weniger Weidehaltung für Rinder
Insgesamt hatten in Niedersachsen 2020 rund 14.840 Betriebe knapp 2,5 Millionen Haltungsplätze für Rinder. Hier verteilen sich die Plätze aber zu 34,7 Prozent auf Milchkühe und zu 65,3 Prozent auf übrige Rinder. In ganz Niedersachsen entfielen 81,9 Prozent der Haltungsplätze auf die Laufstall-Haltung und 11,3 Prozent auf andere Stallhaltungsverfahren, 6,8 Prozent der Plätze gehörten zur Haltung im Anbindestall. Dennoch wird in der Landwirtschaftszählung deutlich, dass sich die Anzahl der Haltungsplätze für Rinder seit 2010 (2,7 Millionen) um 7,4 Prozent verringert hat. So hatten im Jahr 2019 knapp 34 Prozent der Rinder Zugang zu einer Weide, 2009 waren das noch 47 Prozent.
2019 waren zudem 46 Prozent aller Milchkühe im Durchschnitt 26 Wochen im Jahr für 14 Stunden am Tag auf der Weide. Dieser Mittelwert wurde aus den Angaben aller Betriebe mit Weidehaltung bei Milchkühen ermittelt .Im Vergleich: bei den übrigen Rindern waren nur rund 28 Prozent der Tiere im Durchschnitt 32 Wochen im Jahr für 13 Stunden am Tag auf der Weide.
Auslauf bei Schweinen spielt geringe Rolle
Am Stichtag (1. März 2020) wurden in Niedersachsen 6.820 Betriebe und Haltungsplätze für 9,4 Millionen Schweine erfasst. 2010 waren das noch 11.707 Betriebe (minus 41,7 Prozent) und rund 8,6 Millionen Haltungsplätze (plus 9 Prozent). Anders als bei den Legehennen spielte die Freilandhaltung bei den Schweinen allerdings eine eher untergeordnete Rolle - nur 0,6 Prozent der Tiere hatten Zugang zu einem Auslauf. Mit rund 7,5 Millionen Haltungsplätzen (79,6 Prozent) standen die Schweine in Niedersachsen in den meisten Betrieben auf Vollspaltenböden. Zum Stichtag hatten die Plätze auf Teilspaltenböden einen Anteil von 17,9 Prozent (1,7 Millionen Haltungsplätze).
Auch Haltungsverfahren wie Tiefstreu oder planbefestigter Boden spielen in Niedersachsen keine allzu große Rolle und liegen bei einem Anteil von 2,5 Prozent (240.100 Haltungsplätze). Im Vergleich: im Jahr 2010 waren 66,7 Prozent der Haltungsplätze auf Vollspalten- und 28,8 Prozent auf Teilspaltenböden, seitdem ist somit die Schweinehaltung auf Vollspaltenböden noch weiter ausgebaut worden.
Kritik vom Landvolk Niedersachsen
"Die Landwirtschaftszählung bringt immer interessante Zahlen mit sich und belegt die Entwicklung der Landwirtschaft der vergangenen zehn Jahre", sagt Ulrich Löhr, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen. "Aber sie zeigt nicht, welche fortschrittlichen Wege die Landwirtschaft eingeschlagen hat, um den gesellschaftlichen Ansprüchen nach mehr Tierwohl und Naturschutz gerecht zu werden." Demnach würden die Zahlen unter anderem einen Rückgang der Weidehaltung zeigen.
"Niedersachsen ist hier als Land mit dem zweitgrößten Rinderbestand mit 34 Prozent nach Schleswig-Holstein auf Platz zwei", berichtet Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen und zeigt die regionalen großen Unterschiede in der Weidehaltung auf. So habe in Bayern, wo die meisten Rinder gehalten werden würden, der Anteil der Weidenutzung mit 17 Prozent aufgrund anderer Ausgangsbedingungen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt gelegen.
Hier sieht das Landvolk die Probleme:
"Viele Milchviehhalter Niedersachsens ermöglichen ihren Tieren den Weidegang oder investieren in moderne Offen-Ställe", so Tannen weiter. "Das bestätigt uns auch eine Studie des Thünen-Instituts. Es sind zumeist die kleineren Betriebe, die aufgrund steigender Kosten und niedriger Milchpreise, notwendige Stallumbauten nicht finanzieren können. Besonders Milchviehbetriebe, die auf Moorstandorten oder in Vogelschutzgebieten wirtschaften, haben mit den neuen Regelungen zur GAP mit deutlichen wirtschaftlichen Nachteilen zu rechnen. Die vom Land geplante Weideprämie ist gut gemeint, hilft aber den vielen Betrieben nicht, deren Grünlandflächen zu weit vom Melkstand auf der Hofstelle entfernt sind."
Auch Landvolk-Vize Jörn Ehlers ist dieser Meinung: "Gerade bei den Schweinehaltern ist die Bereitschaft zum Umbau von Ställen größer, als das aus der aktuellen Landwirtschaftszählung 2020 hervorgeht. Das Problem ist die Unsicherheit über die Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren, die auch über die unverzichtbare Wirtschaftlichkeit von Investitionen in Stallumbauten entscheiden. Unsere Schweinehalter können sich nicht in Schulden stürzen, solange die Politik sich wie in den letzten Jahren als unzuverlässiger Akteur erweist. Alle wollen mehr Tierwohl im Schweinestall, aber keiner will die dafür notwendigen Umbaugenehmigungen erleichtern und die höheren Kosten schultern."