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Friesland: Altes Handwerk Wollweberei
Wolle ist ein Rohstoff im Trend der Zeit: regional, nachwachsend, naturbelassen, pflegeleicht. Trotzdem gibt es kaum noch Betriebe in Deutschland, die Wolle verarbeiten. Die Friesische Wollweberei will das ändern.
Wer die Hallen der Friesischen Wollweberei betritt, dem fallen sofort die großen Rollen mit Wollstoff auf. Es ist fast unmöglich, an ihnen vorbeizugehen, ohne schnell mal darüberzustreichen. Über den sanft-grauen Wollstoff mit der flauschigen, hellen Innenseite. Über die Wollbahn in Blassblau oder die in sattem Schokobraun …
Zusammenarbeit mit regionalen Schäfereien
„Diese Wollbahn hier stammt von der etwas kräftigeren Wolle ostfriesischer Deichschafe; die Innenseite der fertigen Decke besteht aus weicher Merinowolle“, erklärt Geschäftsführer Heinz-Jürgen Gerdes. Für die Rolle daneben wurde robuste dunkle Jura-Wolle von der schwäbischen Alb mit kieselgrauer australischer Merinowolle kombiniert. „Wir arbeiten jetzt vermehrt mit Schäfereien hier in der Nähe zusammen, zum Beispiel aus der Krummhörn und der Wesermarsch“, so Gerdes. „Wir verarbeiten aber auch Wolle aus der Lüneburger Heide und aus Oberbayern; dazu kommt noch Wolle unter anderem von australischen und argentinischen Merinoschafen.“ Zu allen Wolllieferanten bestehen persönliche Beziehungen – und das ist nur einer der Punkte, die die Wollweberei im Landkreis Friesland zu etwas Besonderem machen.
Hochwertige Ware made in Zetel
Seit genau einem Jahr rattern, ruckeln und schnaufen die Maschinen wieder und produzieren Wollstoff für hochwertige Decken „made in Zetel“. Gemeinsam mit der Wollzeit GmbH aus Unterstedt (Landkreis Rotenburg Wümme) haben Monika und Heinz-Jürgen Gerdes die Friesische Wollweberei im Jahr 2021 gegründet – in der rund 12.000-Einwohner-Gemeinde Zetel, passenderweise in der Weberstraße, die wiederum abzweigt von der Färberstraße.

In der Qualitätskontrolle wird jede einzelne Wollbahn noch einmal unter die Lupe genommen. © Wilken
Friesland war Hochburg der Wollverarbeitung
Die Namen sind kein Zufall: Einst war die Gegend im Landkreis Friesland eine Hochburg der Wollverarbeitung. Noch im Jahr 1960 standen um die 340 Webstühle in den vier große Webereien der Region. Doch sie haben alle längst geschlossen. „Wir sind die einzige Wollweberei in Norddeutschland und die erste Neugründung einer Wollweberei in ganz Deutschland seit 50 Jahren“, sagt Heinz-Jürgen Gerdes.
Nicht nur die Weberei, die Textilverarbeitung insgesamt habe sich aus Deutschland weg nach Asien verlagert. „Aber wir wollen das Wissen und die Kompetenz erhalten, die wir hier in Deutschland im Bereich der Textilverarbeitung besitzen“, so Monika Gerdes. „Die Wollweberei hat unsere Kultur geprägt, speziell die Region hier in Friesland.“
Nicht umsonst gehört zum Wappen von Zetel ein Weberschiffchen mit Spuhle und Faden. Einst war man also stolz auf dieses Handwerk. „Wir wollen uns einfach nicht vorstellen, dass wir es in Deutschland aufgeben, Textilien aus Wolle und ganz allgemein Textilien herzustellen“, so die 59-Jährige. „Was wird dann aus den hiesigen Rohstoffen, also der Wolle? Was wird aus den Textilmaschinen und den Fachkenntnissen darüber, wie man diese Maschinen führt und sie baut, wenn all das Wissen nicht mehr gebraucht wird?“
Sie wollen jetzt vor allem die Marke, unter der sie die produzierten Decken vertreiben, bekannter machen. Der Name: Coastland, zu deutsch Küstenland, was die Verbundenheit mit dem Landstrich an der Nordsee unterstreichen soll. Diese Verbundenheit spiegelt sich auch in Farbnamen wie Torfbraun, Ziegelrot, Friesisch-Blau und Wattgrau wieder.
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