Das Unternehmen Rügenwalder hat inzwischen viele Fleischersatzprodukte im Sortiment. (Symbolbild)

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Imke Harms | am

Rügenwalder Mühle: Fleisch-Tradition - und führender Veggie-Hersteller

Die Rügenwalder Mühle ist ein niedersächsischer Betrieb mit großer Fleisch-Tradition – inzwischen ist sie aber auch führender Anbieter für Fleisch-Alternativen.

Teewurst, Leberwurst, Mortadella: Rund 200 Jahre lang war im Traditionsunternehmen Rügenwalder Mühle aus Bad Zwischenahn ausschließlich das Thema Fleisch auf der Agenda. Vor allem die Teewurst ist seit Jahrzehnten ein Verkaufsschlager des seit 1946 im Ammerland angesiedelten Betriebes, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet.

Kulturschock im Ammerland: Rügenwalder sattelt um

Schon im Jahr 2010 habe es jedoch einen Umbruch gegeben: Patrick Bühr, der Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung der Rügenwalder Mühle, erzählt: „Hier kam dann die Frage auf, ob wir unsere Produkte nicht auch ohne Fleisch herstellen könnten. Uns war im Grunde klar, dass eine vegetarische Fleischalternative sinnvoll wäre“, so Bühr. Das sei beinahe einem Kulturschock, einer Firmenrevolution, gleichgekommen -  noch dazu beim größten Arbeitgeber der ländlichen Region.

Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis

Doch der Wunsch zur Transformation sei auch aus der Eigentümerfamilie selbst gekommen. Ihr sei klar gewesen, dass es ohne Wandel langfristig am Markt schwer werden würde. Auf die Idee folgte die Produktentwicklung. Ein paar Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begannen, vegetarische Alternativen auf pflanzlicher Basis zu entwickeln. Ein schwieriger Prozess, verrät Bühr: „Der Unterschied zwischen einem tierischen Protein und einem pflanzlichen Protein könnte größer nicht sein." Viele Versuche scheiterten. Das Team blieb hartnäckig – und mit ihm die Firmenspitze. Doch nicht alle begrüßten die Neuausrichtung. Bühr: „Erklären Sie mal Ihrem Fleischeinkäufer, er soll nur noch die Hälfte Fleisch einkaufen, den Rest ersetzen wir durch pflanzliche Proteine. Das waren harte Diskussionen.“

Ohne tierisches Fleisch, aber auch wirklich besser für die Umwelt? Fokus Fleisch bietet einen Überblick zum Stand der Forschung.

Metzger produzieren Wurst aus Pflanzen

Doch der Konzern schaffte es. Ohne das Fachwissen der Metzger gäbe es heute keine Veggie-Wurst von der Rügenwalder Mühle, ist die Unternehmenssprecherin Claudia Hauschild überzeugt: „Nur weil wir über Jahrzehnte mit unseren erfahrenen Fachkräften Fleischwurst produziert haben, sind wir heute überhaupt im vegetarischen Geschäft erfolgreich. Wir haben damals unsere Fleischer gebraucht und wir brauchen sie heute. Sie sind maßgeblich für diesen Erfolg verantwortlich. Sie wissen, wie eine gute Wurst schmecken muss – ob auf Fleisch- oder auf Pflanzenbasis.“

Ein Steak hier, ein Wurstbrot dort: Doch der Fleischkonsum in Deutschland ist im Jahr 2022 extrem gesunken. (Symbolbild)

Vegetarische Mortadella erfährt hohe Nachfrage

Ende 2014 kam die vegetarische Mortadella auf den Markt. „Das war nicht ohne wirtschaftliches Risiko. Und lauten Applaus aus der Branche gab es dafür auch nicht. Wir wurden von vielen belächelt“, berichtet der Entwicklungschef. Doch es lief: „Wir haben von den vegetarischen Waren mehr als das 20-fache abgesetzt.“ Und heute? „Veggie-Wurstprodukte sind vom Markt nicht mehr wegzudenken“, sagt Bühr. Auch statistische Auswertungen belegen das: der Fleischverzehr pro Kopf im Jahr 2022 lag in Deutschland bei durchschnittlich 52 Kilogramm (wir berichteten). Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Berechnung im Jahr 1989.

Rügenwalder Mühle: Forschung für die Zukunft

Auf dem Erfolg ruhe sich in der Konzernzentrale in Bad Zwischenahn niemand aus, wird Bühr von der HAZ zitiert. Stattdessen forsche das Unternehmen mit Nachdruck an einer neuen Technologie: das Fermentieren von Proteinen. „Diese können biotechnologisch unter Einsatz von Mikroorganismen in einem großen Tank, ähnlich wie beim Bierbrauen hergestellt werden“, so der Forschungsleiter. Dafür bräuchte man künftig noch weniger Wasser, weniger Platz und weniger Energie. „Diese Technologie wäre absolut nachhaltig und ein weiterer großer Sprung nach vorne.“

Christa

Rügenwalder Mühle eröffnet Grillsaison mit veganer Bundesliga-Bratwurst

Noch etwas anderes könnte das Unternehmen nach vorne bringen: Denn passend zur anstehenden Grillsaison wird die Vegane Mühlen-Bratwurst das offizielle Lizenzprodukt der Deutschen Fußball Liga (DFL). Unter dem Motto ‚Eine für alle‘ gibt es die Bratwurst dann jetzt nicht nur im Rahmen der Partnerschaft zwischen der Rügenwalder Mühle und Borussia Dortmund, sondern ab Anfang Mai für alle im Handel. Zusätzlich verkündet das Unternehmen in diesem Rahmen auch seine offizielle Partnerschaft für die Relegationsspiele der Fußball-Bundesliga in der Saison 2022/2023 sowie für den Supercup 2023.

Mit Material von HAZ, Rügenwalder Mühle

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