Schwein, Kuh und Co. trohnen auf Belinda Bergers Keramikgeschirr.

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Karin Eickenberg | am

Zwischen Kunst und Kühen

Wie inspirierend das Landleben sein kann, beweist Belinda Berger mit ihrer kleinen Keramikwerkstatt im Ammerland. Eine Horde ausgebüxter Kühe veranlasste sie zu ihrer Serie „Country Life“, die sie international bekannt machte.

Das gibt es wirklich nur auf dem Lande: Du kommst nach Hause und eine Kuh steht vor der Tür. Und nicht nur das. Hinten, im Garten, macht sich gerade eine Herde von 88 Rindviechern über deinen Garten her. Alles ist platt getrampelt, alles weggefressen – und alles vollge... ! Was andere zur Verzweiflung treiben würde, wurde für Linda Berger zur Quelle der Inspiration. „Na klar,“ dachte sich die nach langjährigem England-Aufenthalt gerade nach Deutschland zurückgekehrte Künstlerin, „ich lebe jetzt auf dem Lande. That‘s life – Country Life!“ Damit war die Idee für eine überaus erfolgreiche Keramik-Kollektion geboren.

Hier klettern Tiere übern Teller

„Der Erfolg hat mich selbst überrascht,“ freut sie sich. Die Symbiose aus Kunst, Keramik und britischem Humor trifft offenbar genau den Zeitgeschmack. Die Künstlerin zeigt eine Müslischale, in deren Mitte ein wonniges Ferkelchen sitzt. Noch Fragen?! Oder die fast schon legendäre Schweine-Pyramide in der Suppenschüssel. Kühe, Pferde, Hühner und Schafe tummeln sich auf dem Geschirr, klettern über Tellerränder, krönen Teekannen und Zuckerdosen oder dienen als Griffe für Becher und Kuhmilchkännchen. Durch das feine Material und die elfenbeinfarbene Optik wirkt das Steingut fast wie Porzellan. Auf Farbe verzichtet die Künstlerin, das könnte kitschig wirken. Höchstens mal ein bisschen Gold für die Flügel der „Engelschweine“, auch so eine nette Idee. Sie selbst frühstückt übrigens am liebsten mit der Schweinchen-Butterdose, „da hat man schon morgens ein Schmunzeln im Gesicht.“

Mit ihrer Country Life-Serie wurde Belinda Berger international bekannt.

Gefertigt in spezieller Gipsform

Natürlich ist jede dieser Kreationen von Hand gefertigt. Belinda Berger arbeitet nicht an der Töpferscheibe, sondern stellt ihre keramischen Produkte im Gießverfahren her. Dafür fertigt sie eine spezielle Gipsform an, in die sie flüssige Steingutmasse, den so genannten Schlicker, füllt. Schon nach kurzer Zeit kann der abgebildete Rohling entnommen und versäubert werden. „Tierfigur und Untergrund müssen im noch feuchten Zustand miteinander verbunden werden und anschließend etwa zwei Wochen lang an der Luft trocknen,“ erklärt Berger. Auch der anschließende Brand ist ein aufwändiger Prozess. Zuerst der Schrühbrand, dann der Glasurbrand und zum Schluss noch mal der Brand für das Signet. So vergehen rund drei Wochen, bis ein Geschirrstück fertig ist! „Country life“ ist aber nur eine ihrer erfolgreichen Kreationen. Immer wieder experimentiert die Künstlerin mit neuen Ausdrucksformen in der Gebrauchs- und Objektkeramik, arbeitet mit Bronzeplastiken und sogar Ölmalerei. „Ich brauche Abwechslung,“ sagt die kreative 58-Jährige, „sonst wird‘s langweilig!“

Schwein als Henkel - das gibt es nur bei Belinda Berger.

Kunstmessen von London bis New York

Inzwischen ist ihr kleines Atelier in Linswege weithin bekannt. Noch heute denkt Belinda Berger mit einem Schmunzeln an die ausgebüxten Kühe und wie alles begann. Tatsächlich verschaffte ihr die Serie „Country Life“ den internationalen Durchbruch. Liebenswerte Viecher vom Lande, frech platziert auf Tellern, Tassen und Schüsseln – das hatte die Keramikwelt noch nicht gesehen! Führende Kunstmessen im London, New York und Philadelphia rissen sich um die originelle Kollektion. Fernsehen und Lifestyle-Magazine berichteten und sogar im Kochbuch von Tim Mälzers tauchen ihre fröhlichen Tischgenossen auf.

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