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Osnabrück: wenige Wespen, dafür viele Nacktschnecken
Den Osnabrücker Bewohnerinnen und Bewohnern ist dieses Jahr aufgefallen, dass es deutlich weniger Wespen gab. Dafür machen sich jetzt erstaunlich viele Nacktschnecken an den Gärten zu schaffen. Woran liegt das?
Bislang konnte die Beobachtung der Osnabrücker wissenschaftlich nicht bestätigt werden, doch auch Uwe Schmidt, Fachberater im Osnabrücker Kleingärtnerverein Deutsche Scholle stellte fest, dass es in diesem Jahr auffallend wenige Wespen und dafür recht viele Nacktschnecken gibt. Er glaubt, für die Wespen sei das Frühjahr vermutlich zu kalt gewesen, sodass viele Königinnen nicht überlebt hätten. Ganz im Gegensatz zu den Schnecken, deren Population stand seiner Aussage nach bereits im letzten Herbst schon recht gut da.
Wo sind die Wespen hin?
Insbesondere Jene die Gemüse anbauen, freut das weniger. Die Weichtiere haben in den Gärten ganze Arbeit geleistet und sich an Kürbissen und Zucchini zu schaffen gemacht, sagt Schmidt. "An einem Abend musste ich einmal 500 bis 600 Nacktschnecken beseitigen." Doch wie soll man den Kriechtieren beikommen? Schmidts Methode ist effektiv, aber sicherlich nicht unumstritten: er tötet die Schnecken durch gezieltes Durchtrennen mit der Schere. Dieser Herangehensweise muss sich der Kleingartenverein Wallenhorst bislang nicht bedienen. Die Hobbygärtnerinnen und -gärtner blieben bislang verschont von den Nacktschnecken. Doch dass auch die Wespen seltener auftreten, das fällt auch dem Vereinsvorsitzendem Alf Brachmann auf. Er glaubt, der durchwachsene Sommer könnte daran Schuld haben.
Das sagen die Experten dazu
Michael Freter vom Nabu-Landesverband kann das nur bestätigen: "Die Wespenpopulation wird stark durch die Witterung beeinflusst." Viele Pflanzen haben durch das kalte und nasse Frühjahr erst sehr spät geblüht, andere sogar gar nicht. Das habe Hummeln und Wespen zu schaffen gemacht. "Deren Königinnen beginnen im Frühjahr mit dem Nestbau und der Gründung neuer Völker – findet sich nur wenig Nahrung, sterben viele der Königinnen. Für jede gestorbene Königin fehlen im Sommer dann Hunderte Nachkommen. Die Nässe im Frühjahr kann zudem die Nester der Wespen aufweichen. Diese können dann schimmeln und die Larven sterben", erklärt Freter. Beim Nabu-Insektensommer im Juni und August wurden tatsächlich weniger Wespen gezählt als noch in den Vorjahren, doch sei ihre zahlenmäßige Entwicklung relativ normal gewesen. "Sie machen sich ohnehin erst im Spätsommer deutlich bemerkbar, wenn sie sich an unserer Nahrung gütlich tun." Carsten Lippe vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erklärt, dass die Zahl der Wespen zum jetzigen Zeitpunkt des Jahres ihr Maximum erreiche, da nun die Königin ihr Nest verlässt und das Eierlegen einstellt. "Da die Arbeiter dann nichts mehr zu tun haben, stromern sie mehr herum." Man könnte nun eher den Eindruck gewinnen, dass es mehr Wespen gäbe als im Vorjahr. "Tatsächlich werden es ab jetzt immer weniger, und nach den ersten Frösten endet das Wespenjahr."
Und die Nacktschnecken?
Die profitierten vom feuchten Wetter und dem bewölkten Himmel, denn so mussten sie tagsüber nicht einmal Schutz vor der austrocknenden Sonne suchen. Trockenzeiten schränken die Aktivität von Schnecken ein und somit auch die Fortpflanzung. Davon konnte man in diesem Jahr nicht sprechen. Elke Kuper von der Niedersächsischen Gartenakademie empfiehlt leidgeplagten Gartenbesitzern Schneckenzäune anzubringen oder natürliche Feine zu fördern. Wer Igel, Kröten, Vögel oder Spitzmäuse anlockt, dürfte die Kriechtiere bald los sein. Doch auch ein einfaches Einsammeln und Wegbringen der Schnecken schafft Abhilfe. Das startet man bestenfalls in der Dämmerung, denn Schnecken sind nachtaktive Tiere.