Immer wieder wurden in den letzten Monaten Wölfe rund um Belm-Icker im Landkreis Osnabrück gesichtet. Bei einer Anwohnerin lief ein Tier sogar am Garten entlang. Wie ist es, das Tier so nah zu wissen?
Im vergangenen Dezember hat Anke Langewand einen Wolf direkt an ihrem Grundstück entdeckt, berichtet sie der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). "Hätte er nur kurz da gestanden, wäre ich mir nicht sicher gewesen, ob es wirklich ein Wolf war." Eigentlich wollte Langewand morgens nur kurz die Terassentür zum Lüften öffnen, da sichtete sie das Tier. "Eigentlich wollte ich die Tür aufreißen, aber dann wäre er sofort weg gewesen", so Langewand gegenüber der NOZ.
Immer mehr Wolfssichtungen
Sie öffnete die Tür also vorsichtig und der Wolf lief über ihr Grundstück bis zum Wald und verschwand. An dem Tag sei es bereits hell gewesen, so Anke Langewand. Und als das Tier von ihrem Grundstück verschwunden sei, habe sie direkt die Nachbarn angerufen, um sie vor dem Wolf zu warnen. Langewand wohnt gemeinsam mit ihrem Mann im Gebiet Icker/ Evinghausen. Schon öfter wurden hier Wölfe gesichtet, jedoch nicht so nah. Hier gibt es nur wenige Häuser, dafür aber viel Feld und Wald. Auch das Haus der Langewands ist umgeben von Feldern, die Terrasse nur wenige Schritte von einem Acker entfernt. Die Wolfsbegegnung sei für die Belmerin ein Schock gewesen, erzählt sie der NOZ. "Ich habe damit gerechnet, dass ich ihn vielleicht mal in der Ferne sehe. Aber dass er so nah kommt, finde ich erstaunlich."
Leben mit dem Wolf – wie soll das gehen?
Die Rückkehr des Wolfes: Vorteile oder Nachteile?
"Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, dass er zurückkommt", sagt Langewand über die Rückkehr des Wolfes in der Region. Früher sei das Tier in dem Gebiet heimisch gewesen und gehöre daher in die Gegend. Doch eine Koexistenz von Mensch und Wolf sei heute schwierig, findet sie. "Es gibt hier nicht die großen zusammenhängenden Waldgebiete wie in Polen." Das Tier komme viel zu oft mit Menschen in Berührung, gewöhne sich viel zu sehr an sie und habe irgendwann keine Angst mehr vor den Menschen. Anke Langewand stellt aber auch klar: "Grundsätzlich habe ich keine Angst vor dem Wolf." Dennoch fühle sie sich unbehaglich, wenn sie daran denke, dass das Tier in der Umgebung leben könnte.
Wolf nützlich gegen zu große Damwild-Population
Langewand ist in ihrer Nachbarschaft nicht die Einzige, die einen Wolf gesichtet hat. "Meine Sichtung ist die fünfte in unserer Nachbarschaft." Nachbarinnen und Nachbarn in Icker und Evinghausen hätten auch einen Wolf gesehen und sogar gerissene Tiere gefunden. Laut Anwohnern und Jägern verhalte sich zudem auch das Wild in dem Gebiet anders. So stehe das Damwild nun eher in größeren Gruppen beisammen und nicht mehr in Kleingruppen. Was das Damwild angeht, sieht Langewand das Raubtier jedoch auch als nützlich an. In ihrer Nachbarschaft gebe es zu viel Wild, welches junge Triebe der Bäume in den Wäldern esse und somit das Aufforsten erschwere.
Ratgeber: So verhalten Sie sich bei Wolfsbegegnungen richtig
Bleibt der Wolf in Belm?
Jäger und Wolfsberater der Region sind sich derzeit noch unsicher, ob es sich bei den Sichtungen um ein Tier oder mehrere handelt. Weiter könne es sein, dass der Wolf auf Wanderschaft sei, aber auch, dass er die Gegend rund um Belm zu seinem neuen Revier auswählen könnte. Langewand habe nichts dagegen, dass der Wolf in ihrer Nähe heimisch wird. Doch wenn dem so sei, dann müssten viele Probleme im Zusammenleben von Mensch und Tier gelöst werden, so die Anwohnerin.