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Skandal im Schlachthof: Chef und Mitarbeiter verurteilt
Die Aufnahmen von gequälten Tieren aus einem Schlachthof in Bad Iburg lösten Entsetzen aus. Nun wurden Urteile gesprochen.
Der ehemalige Chef des Schlachthofs in Bad Iburg wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, zwei ehemalige Mitarbeiter zu neun Monaten auf Bewährung. Das entschied gestern das Amtsgericht Bad Iburg nach einem Verhandlungstag. Zudem gibt es eine Geldstrafe: Die drei Männer müssen insgesamt 6.500 Euro an den Tierschutzverein Osnabrück zahlen. Anwälte und Staatsanwaltschaft erklärten, auf Rechtsmittel zu verzichten. Damit ist das Urteil rechtskräftig. Die relativ milden Urteile, die dem entsprachen, was die Staatanwaltschaft gefordert hatte, begründete der Richter damit, dass die Taten schon vier Jahre zurückliegen. Zudem mit dem Umstand, dass die Angeklagten geständig waren und Reue zeigten.
Weitere Verfahren laufen noch
Verfahren gegen drei weitere frühere Schlachthofmitarbeiter waren zu Beginn der Hauptverhandlung abgetrennt worden; in diesen Fällen beantragte die Staatsanwaltschaft jeweils Strafbefehle. Strafverfahren gegen zwei Veterinäre des Landkreises Osnabrück laufen noch.
Tierschützer kritisieren das Urteil
Die Tierschutzverstöße hatte im Herbst 2018 die Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz publik gemacht. Deren Vorstandsmitglied Friedrich Mülln hatte vor Beginn der Verhandlung seine Hoffnung auf eine Haftstrafe von drei Jahren geäußert und zeigte sich von den tatsächlich verhängten Bewährungsstrafen empört. Diese Strafen schreckten nicht ab, es sei ein schwarzer Tag für den Tierschutz in Deutschland. Der Fall zeige, dass die Behörden nicht in der Lage seien, solche Missstände zu verhindern, sagte Soko-Tierschutz-Vertreter Mülln.
Landkreis legte Schlachthof nach Aufnahmen still
Auslöser für die Strafverfahren waren heimliche Videoaufnahmen vom Anlieferungsbereich des Schlachthofes durch Tierschützer, Aktivistinnen und Aktivisten des Vereins „Soko Tierschutz“. Diese zeigten, wie im August und September 2018 kranke und bewegungsunfähige Rinder mit Ketten und Seilwinden von den Viehtransportern gezogen und ihnen dabei Schmerzen und Leid zugefügt wurden. Danach legte der Landkreis Osnabrück den Schlachthof still. Seither wurden bereits mehrere Fahrer von Tiertransporten sowie Landwirte wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verurteilt. Sie mussten Geldstrafen zahlen.