Bei Hjördis Plate kommt Wild-West-Gefühl auf, denn die junge Landwirtin aus Otterndorf züchtet Galloways und hat ein Herz für Pferde. Jetzt steht sie im Finale des CeresAward um den Titel "Landwirtin des Jahres" des Deutschen Landwirtschaftsverlages.
"Ich bin schon ziemlich kuh- und pferdeverrückt", so die 31-Jährige, die mit 120 Tieren eine der größten Galloway-Züchtungen in Deutschland hält. Zum Betrieb gehören aber auch 200 Hektar Ackerland, rund 100 Pensionspferde, die auf ihren Weiden grasen, und 150 Bullen der Rassen Charolais und Limousin. Die Bullen hält Plate in einem modernen Strohstall.
Ein Cowgirl in Otterndorf
Werden die schlachtreifen Galloway nach drei Jahren aussortiert, kommt wieder das Bild vom Cowgirl auf. Plate sortiert die Tiere nämlich zu Pferde aus der Herde aus. "Die wissen, dass die Pferde schneller sind, als sie selbst", so die Junglandwirtin. Außerdem fühle sie sich auf dem Pferd sicherer, da ein Mensch nun mal viel langsamer als ein Bulle sei. Nachdem die Tiere eingefangen sind, fährt Plate sie persönlich zum Fleischermeister und bleibt oft bis zur Schlachtung bei ihnen. Geschlachtet werden die Galloways jedoch erst, wenn ihr Fleisch über das sogenannte Cowsharing verkauft wurde.
Cowsharing ist Plates Vermarktungsstrategie
"Das ist im Moment alle 14 Tage der Fall", so Plate. Neben dem Geschäft über Cowsharing vermarktet sie das Fleisch auch an Edeka und das Restaurant Unikat in Cuxhaven. Hier werde das Fleisch meist zu Burgern verarbeitet. Das Fleisch ist "Gesundheitsfleisch", da es sowohl cholesterin- und fettarm als auch fein marmoriert ist. "Der Geschmack liegt zwischen Rind und Wild." Beim Verkauf ihrer Produkte setzt Plate aber nicht nur auf Regionalität, sondern auch auf Transparenz: "Wir wollen der Landwirtschaft ein Gesicht geben und zeigen, dass auch konventionelle Landwirtschaft nachhaltig, innovativ und spannend ist." Daher lädt sie alle jene ein, die interessiert sind, sich den Betrieb anzuschauen. Denn der Kontakt zu den Verbrauchern sei für Plate sehr wichtig. Nur aus diesem Grund habe sie sich für die Direktvermarktung entschieden.
Vermarktung soll bald online gehen
Die umtriebige Landwirtin hat auch Pläne, um ihre Produkte online zu vermarkten. Das soll über den Onlinemarktplatz der neuen Regionalmarke "Naturküste" passieren, von der Plate eine der Geschäftsführerinnen ist. "50 Erzeuger aus dem Elbe-Weser-Dreieck schließen sich zusammen, um den Tagesbedarf an frischen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst und Fisch, aber auch Geschenkartikeln anzubieten", erklärt die 31-Jährige.
"Für mich ist Landwirtschaft, dass ich mit meiner Familie zusammenarbeiten kann", so die Mutter von zwei Kindern, die auf dem Betrieb kräftig von Ehemann Henning, zwei Mitarbeitern und zwei Auszubildenden unterstützt wird. "Für das gesamte Team ist der CeresAward eine tolle Anerkennung und macht mich stolz."