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Flüchtige Galloways in Göttingen: Unbekannte lassen Tiere wieder frei
Die freilaufenden Galloways im Kreis Göttingen sind weiter munter unterwegs. Jetzt reicht es der Gemeinde, sie will durchgreifen.
18 eingefangene Tiere wieder freigelassen
Update 18. September:
Die Posse um die entlaufenen Galloways will kein Ende nehmen. Das liegt auch daran, dass der Landkreis immer wieder bei den Versuchen gestört wird, die Rinder einzufangen. Die entlaufenen Rinder will der Landkreis tierärztlich untersuchen und im Rahmen des Tierseuchenrechts testen.
In der Nacht zu Freitag ließen Unbekannte 18 Tiere wieder frei, die am Donnerstagabend auf einer Weide zusammengetrieben worden waren. "Solch eine Aktion macht einen einfach fassungslos", sagte Gleichens Bürgermeister Dirk Otter. Inzwischen plant der Landkreis die Auflösung der Zucht. Auch andere Nutztiere soll der Landwirt nicht mehr halten dürfen.
70 Galloways zertrampeln Felder
Zertrampelte Felder, Mais und Zückerrüben einfach weggefressen - die rund 70 Galloway-Rinder sorgen weiter für Ärger. Alle Versuche, die Tiere im Umfeld der Gemeinde Gleichen wieder einzufangen, sind gescheitert und der Halter Mike Niemeyer verweigert weiterhin jede Mithilfe. Jetzt aber hat der Landkreis endgültig genug.
Ein Tierhaltungs- und Tierbetreuungsverbot steht im Raum
Wie die noz betrichtet, will der Landkreis für Niemeyer ein Tierhaltungs- und Tierbetreuungsverbot anordnen. Tritt dies in Kraft, müsste der 59-Jährige alle seine Rinder abgeben. Niemeyer hat noch etwas mehr als eine Woche Zeit, sich hierzu zu äußern. „Nach der Historie des Falls gehen wir davon aus, dass wir auch nach der Anhörung zu keiner anderen Einschätzung kommen und eine Anordnung eines Tierhaltungs- und Tierbetreuungsverbots für Nutztiere erlassen werden“, sagt Doreen Fragel, Dezernentin für Veterinärwesen des Landkreises Göttingen.
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Landwirt soll die Kosten für Rindersuche tragen
Auch die Kosten für die Suche möchte der Landkreis Göttingen nicht tragen. Fragel unterstrich, dass der Landkreis sich die dabei entstehenden Kosten vom Besitzer der Rinder zurückholen wird. Wie viel das in der Summe sein wird, kann die Verwaltung noch nicht abschätzen. Den Rindern ist das egal, ihnen geht es offensichtlich gut: Sie haben in der Freiheit Nachwuchs bekommen.
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Rückblick: Deshalb soll der Rinderhalter Galloways abgeben
Wie es dazu kam? Wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz sollte der Rinderhalter seinen Bestand auf 38 Tiere reduzieren. So hatte es nach Angaben der HAZ die zuständige Veterinärbehörde angeordnet. Mit einem Widerspruch gegen den Landkreis war der Züchter bereits vor dem Verwaltungsgericht Göttingen und dem Oberverwaltungsgericht gescheitert. Beide Gerichte teilten die Sicht der Behörde, dass der Landwirt überfordert sei, heißt es auch beim Norddeutschen Rundfunk (NDR).
Der Amtsarzt hatte bei Kontrollen festgestellt, dass die Tiere nicht genügend Wasser und Futter bekamen, heißt es in einem Gerichtsbeschluss. Einige Rinder seien ausgebrochen, um sich selbst Futter zu suchen. Dabei sei es zu einem Verkehrsunfall gekommen. „Zudem wurden mehrfach verendete und nicht ordnungsgemäß entsorgte Tierkadaver gefunden“, heißt in dem Beschluss. Der Halter sei uneinsichtig, verharmlose die vorliegenden Verstöße und zweifle im Gegenzug den Sachverstand von fachkundigen Personen an, so der NDR weiter.
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Alle Einfangversuche scheiterten
Sie lassen sich einfach nicht mehr einfangen: Bereits seit Wochen sind ausgebrochene Galloway-Rinder im Landkreis Göttingen auf der Flucht. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtet, sind schon mehrere Einfangversuche gescheitert. Die jüngste Aktion war sogar eine Art Großaufgebot: Freiwilligen Feuerwehren halfen mit, die Polizei sowie Landwirten und Jäger waren vor Ort – sogar das „Cattle Drive Team“, also Menschen auf Pferden, die an Rinder gewöhnt sind, waren im Einsatz. Fazit: Nichts zu machen.
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Weiden waren unzureichend gesichert: Galloways brachen aus
Mehrere Fristen waren schon verstrichen. Doch der Mann habe sich weiterhin geweigert, Tiere abzugeben. Anfang Juni sollten auf einer Weide mehrere der Galloway-Rinder durch das Veterinäramt konfisziert werden, heißt es in dem Bericht des NDR. Da die Koppel unzureichend gesichert gewesen sei, seien zwölf Tiere ausgebrochen. Und das schon, bevor die Fangaktion beginnen konnte – so schreibt es der Landkreis in einer Pressemitteilung. In den dann folgenden Wochen konnten die entflohenen Tiere nicht eingefangen werden, im Gegenteil: Es entkamen immer mehr Tiere. Inzwischen sollen sämtliche Rinder des Züchters auf der Flucht sein. Laut Angaben des Landkreises könnte es um bis zu 70 Tiere gehen. Zwölf Galloways habe man direkt am Stall einfangen und wegbringen können, erklärt eine Sprecherin.
Angst vor Verkehrsunfällen mit Rindern
Zusammengefasst: Eine Lösung muss her. Denn laut Experten können die Tiere durchaus gefährlich sein. Und wenn ein Auto nachts in eines der bis zu 800 Kilogramm schweren Rinder fährt, kann das tödlich enden. Als Warnung für Autofahrer wurden mittlerweile Rinder-Warnschilder in der Region aufgestellt – etwa an der Bundesstraße 27. Hübner befürchtet, dass es nicht gelingen werde, die Tiere ohne Hilfe des Halters wieder einzufangen. „Wir bemühen uns, zu vermitteln“, so der Landvolk-Geschäftsführer. In letzter Konsequenz könnte es sein, dass die Tiere erschossen werden müssen. Am Ende könnte der Fall wohl erneut vor Gericht landen.