Können mit einem über Wochen langsam erhöhten Anteil an Zuckerrüben in der TMR die Milchinhaltsstoffe gesteigert werden? Ein Praxisversuch liefert erste Erkenntnisse über die Milchleistung und zeigt mögliche Hürden auf.
Landwirt Herbert Hardege kann sich noch gut daran erinnern, wie in seiner Kindheit eine wichtige Komponente in der Milchviehfütterung nie fehlte: Die Futterrübe, oder wie man in Südniedersachsen vielerorts sagt, die „Rungksche“. Futtermischwagen, die eine gut gemischte TMR zubereiteten, gab es noch nicht. Die geschnitztelte Rübe kam, ebenso wie Schrot und Kraftfutter, über die vorgegebene Grassilage auf den Futtertisch. Aber die Zeiten haben sich verändert, die Futterrübe verschwand.
Doch seit vergangenem November serviert der Betrieb Plessemilch in Reyershausen (Landkreis Göttingen), zu dem sich Hardege gemeinsam mit Berufskollegen zusammengeschlossen hat und dort 650 Kühe melkt, wieder Rübe. Allerdings in anderer Form und vor einem wissenschaftlichen Hintergrund.
Zuckerrüben sollen Anteile der Milchinhaltsstoffe steigern

Die Zuckerrübenschnitzel müssen unter vier Zentimeter groß sein, damit die Kühe sie nicht selektieren. © Mühlhausen
Eine Gruppe seiner hochleistenden Kühe erhält in ihrer TMR einen über Wochen langsam steigenden Anteil an Zuckerrüben. „Wir wollen versuchen, dadurch den Anteil der Milchinhaltsstoffe zu steigern“, sagt Hardege. Den Impuls zu dem Projekt hatte der ehemalige Auszubildende Niklas Hölscher, der mittlerweile in Soest Landwirtschaft studiert und über die Fütterung mit Zuckerrübe seine Bachelorarbeit schreibt.
Schnitzeln der Zuckerrüben muss optimiert werden
Praktisch umgesetzt sieht die Fütterung so aus, dass frische Rüben von der Miete im Feld - dort werden sie bei der Mausüberladung mechanisch gereinigt, um Erd- und Steinanhang zu reduzieren - auf den Hof in die Maismiete gefahren werden. Anschließend zerteilt eine Schnitzelschaufel die Zuckerrüben.
Ein Verfahren, das noch Optimierungsbedarf hat: Derzeit muss die Rübe noch dreimal geschnitzelt werden, damit die Stückchen eine so geringe Größe von maximal vier Zentimeter haben, dass die Kühe nicht mehr selektieren. Vorhergehende Versuche, aus arbeitswirtschaftlichen Gründen ganze Rüben in den Futtermischwagen zu geben, sind gescheitert, da die Brocken zu groß waren. Gefüttert wird die TMR als angefeuchtete Mischung, um Selektion zu verhindern.
Wie sich die Milchleistung auf dem Betrieb nach der Fütterungsumstellung entwickelte, lesen Sie in der LAND & FORST 01/2021 oder in unserer Digitalen Ausgabe.