Ein Schild mit "Ehrenamt"-Aufschrift im Rapsfeld

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Meinung | Corinna Mayer | am

Hannover: Landfrauen fordern mehr Wertschätzung fürs Ehrenamt

Ehrenamt braucht Wertschätzung, fordern die Landfrauen. Ein Interview mit Elisabeth Brunkhorst, Vorsitzende des Verbands Hannover.

Der Niedersächsische Landfrauenverband Hannover hat das Positionspapier „Ehrenamt braucht Wertschätzung“ mit 14 Punkten formuliert – warum?
Eine Gesellschaft ohne Ehrenamt? – Das ist für uns unvorstellbar, denn das Ehrenamt ist die tragende Säule eines jeden lebendigen und funktionierenden Gemeinwesens. Das Ehrenamt ist derzeit allerdings einem Wandel unterworfen: Nachwuchsmangel, steigender bürokratischer Aufwand, der Umgang mit der Digitalisierung und eine geringere gesellschaftliche Wertschätzung sind aktuelle Herausforderungen.

Damit auch in Zukunft Bürgerbusse fahren, Sport- und Bildungsangebot stattfinden, die Feuerwehr ausrückt, wenn es brennt, und die Ehrenamtlichen, die sich für den ländlichen Raum stark machen, wie die Lanfrauen und die Landjugend, aktiv bleiben, muss etwas passieren. Wir fordern eine angemessene Würdigung ehrenamtlicher Tätigkeiten. Das Ehrenamt braucht eine wertschätzende Haltung innerhalb der Gesellschaft. Dabei ist die Politik gefragt, auf Kommunal- und auf Landesebene.

Was sind Ihrer Meinung nach, die wichtigsten Forderungen?
Die Vereinfachung der Förderanträge: Um ehrenamtliche Tätigkeit zu erleichtern, ist ein Bürokratieabbau erforderlich. Antragstellungen für Förderprogramme müssen deutlich erleichtert werden: Dazu gehören einfache und verständliche Formulare und einfach zu erbringende Nachweise. Ehrenamtliche Termine in der Gremienarbeit und ehrenamtliche Fortbildungen müssen – egal ob ein- oder mehrtägig – als Bildungsurlaub anerkannt werden.

Was sagen Sie zur geplanten neuen „Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt“? Sehen Sie, wie die dlv- Präsidentin Petra Bentkämper, darin eine Chance?

Ja, da bin ich ganz ihrer Meinung. Jetzt gilt es, Acht zu geben bei der Umsetzung und die Zivilgesellschaft mitzunehmen.
Worauf sollte die Stiftung jetzt beachten? Was sind unabdingbare Voraussetzungen?
Es muss letztlich eine wirkliche Entlastung für Ehrenamtliche dabei herauskommen. Es ist schon beachtlich, wie viel Zeit in ein Ehrenamt fließt. Da kann es nicht sein, dass ein Großteil dieser Zeit mit bürokratischen Aufgaben verschwendet wird. Wir brauchen wieder mehr Menschen, die bereit sind, einen Vorstandsposten anzunehmen. Viele sind heute bereit, sich projektbezogen zu beteiligen oder den Posten eines Beisitzers zu übernehmen. Es fehlt jedoch an Menschen, die vorangehen und Verantwortung übernehmen. Wenn wir keine Vorstände mehr finden, lösen sich Vereine auf. Deshalb ist unserer Meinung nach ein Augenmerk darauf zu legen, Menschen zur Vorstandsarbeit zu motivieren.

Wann war Ihre erste Berührung mit dem Ehrenamt?
Das war als Kind, ich glaube so mit zwölf Jahren. Sammelaktionen für das Diakonische Werk und den Gemeindebrief austragen.

Sie sind seit 18 Jahren Mitglied bei den Landfrauen und seit 2018 Verbandsvorsitzende. Warum engagieren Sie sich?  
Vor meiner Wahl zur Vorsitzenden des NLV Hannover bin ich oft gefragt worden, warum ich das mache – mich ehrenamtlich zu engagieren.  Natürlich bin ich durchaus ins Grübeln gekommen, warum ich meine Komfortzone verlassen und die große Herausforderung annehmen sollte. Schließlich würde ich in große Fußstapfen treten. Ich bin nun schon einige Jahre bei den Landfrauen aktiv und wenn ich eins von ihnen gelernt habe, ist es, sich Herausforderungen zu stellen, sie anzugehen und die Möglichkeiten zu nutzen.

Komfortzonen sind dazu da, verlassen zu werden, um in neuen Wachstumszonen die Zukunft mitzugestalten. Tja, und neue Fußabdrücke bedeuten neue Chancen und Möglichkeiten. Ich liebe und brenne für das Leben und die Menschen auf dem Land. Für mich sind Landfrauen mit ihrer perfekten Mischung aus Interessenvertretung, Bildungsarbeit und einer tollen Gemeinschaft der absolute Volltreffer.

Was war Ihr „Ehrenamts-Moment“ 2019? Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Unsere Abschlussveranstaltung „Integration mit Herz und Verstand“. Wir alle waren stark beeindruckt von dem überwältigenden Engagement der Landfrauen über drei Jahre zu dem Thema. Vielen von uns ist bewusst geworden, wie wichtig Toleranz, Respekt und der Umgang miteinander sind, gerade auch im Ehrenamt.

Wenn man sich engagieren möchte, wie findet man das passende Ehrenamt für sich?
Ein Ehrenamt soll Spaß und Freude machen. Jeder hat unterschiedliche Interessen und Neigungen. Natürlich kann man verschiedene Tests zu dem Thema machen. Ich würde es einfach ausprobieren …

Würden Sie Ihr Ehrenamt aufgeben, um wie Ihre Vorgängerin Politikerin zu werden?
Ich finde es wichtig, mitzumischen und gemeinsam unsere Zukunft mitzugestalten. Ob in der Politik oder im Verband, wir brauchen überall Menschen, die mit Herzblut dabei sind. Für mich sind das jetzt gerade die Landfrauen.

 

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