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Landfrauen-Reportage: Drei Jobs und viel Herzblut
Landwirtin Silke Drögemüller aus Scharnhorst (Kreis Celle) arbeitet als Biologielaborantin und ist aktive Landfrau. Ein Hofbesuch.
Sie arbeitet gerne am Schreibtisch ihres Büros mit Blick auf die Hofeinfahrt ihres Milchviehbetriebs in Scharnhorst (Kreis Celle). „Dann sehe ich direkt, wer kommt und geht und ich weiß, wer von uns erstmal auf Tour ist“, sagt Silke Drögemüller, heftet einige Formulare ab, schiebt zwei Ordner ins Regal. Sie macht die Buchhaltung für den Familienbetrieb mit 130 Milchkühen.
Mischung aus Hof, Labor und Haushalt
Immer schon liegt ihr aber auch ihr zweiter Arbeitsplatz am Herzen: Die ausgebildete Biologielaborantin ist Qualitätsmanagementbeauftragte – in einem Labor in Höfer beim Landkreis. Dort überwacht sie die Trinkwasserqualität und untersucht Schweine auf Trichinen.
„Ich mag diese Mischung aus Hof, Labor und dem Haushalt mit unseren zwei Kindern und dem Azubi“, betont die 47-Jährige mit einem Lächeln.
In Buchhaltung "hineingeschlittert"
Als ehemaliges Hofkind auf einem Betrieb im 27 km entfernten Roxhüllen liebt sie das Leben mit Tierhaltung und Ackerbau. Seit 20 Jahren ist sie mit ihrem Mann Dirk, einem Landwirtschaftsmeister, verheiratet.
Schnell war ihr damals klar, dass sie weiter als Laborantin arbeiten, aber den Hof intensiv kennenlernen möchte. „Als Ehefrau wollte ich wissen, was hier geht.“ So ist sie in die Buchhaltung „hineingeschlittert“, nach einem Kurs bei der Landwirtschaftskammer auch als Agrarbüromanagerin zertifiziert.
Öffentlichkeitsarbeit ist Job Nummer Drei
Silke Drögemüller macht sich fertig, um in den ein Kilometer entfernten Laufstall zu fahren. Denn natürlich ist die aktive Landfrau nicht „nur“ für die Buchhaltung zuständig. Im Stall holt sie acht Maurerkübel sowie 15 Eimer aus dem Lagerraum und bringt sie in das Stallbüro. Auch mehrere Schautafeln zu Themen wie Milchproduktion und Tierwohl stellt sie dazu.
Morgen Vormittag wird sie einer Schulklasse den Hof zeigen. Dann erklärt sie den Kindern beispielsweise, welches Futter ihre Kühe in welchen Mengen täglich zu sich nehmen und wieviel die Tiere trinken müssen, um ausreichend Milch zu geben.
Zehn bis 15 Mal Gäste im Jahr
„Als der Stall mit dem neuen Melkroboter 2009 fertig war, haben wir ihn bei einem Tag der offenen Tür vorgestellt.“ Das Interesse der Besucher war groß und die Leidenschaft der Drögemüllers für Öffentlichkeitsarbeit geweckt. Inzwischen öffnen sie ihren Betrieb zehn bis 15 Mal im Jahr für Gäste.
Kindergartengruppen, Schulklassen, Senioren, für Besuch aus einer französischen Partnergemeinde, für türkische Landwirte in Zeiten der Eurotier: Auf dem Milchhof Bentloh ist Transparenz angesagt, national wie international.
Aktiv für Bildungsprojekt 'Transparenz schaffen'
Aber woher dieser Zulauf? „Ein großer Teil der Kontakte kommt über meine Landfrauenaktivitäten“, freut sich Silke Drögemüller. Seit vier Jahren ist sie Vorsitzende des Landfrauenvereins Eschede. Außerdem engagiert sie sich seit 2008 im Vorstand vom „Netzwerk Bauersfrauen“, einem Arbeitskreis aus vorwiegend Landfrauen. Sie organisieren Vorträge, Seminare, Betriebsbesichtigungen, bieten Austausch und Diskussionen zu Themen des ländlichen Raumes.
„Und seit 2011 ist unser Hof beim Bildungsprojekt ‚Transparenz schaffen‘ dabei.“ Das ist ein EU-gefördertes Projekt, eine Kooperation des Landvolks Celle mit dem Landfrauenkreisverband Celle. Die Landfrauen bieten zum Beispiel Hofführungen an.
Große Augen als toller Lohn fürs Ehrenamt
„Das ist sozusagen mein dritter Job, den ich mit Begeisterung lebe“, erzählt die ausgebildete Bauernhofpädagogin. Sie bekomme dabei so viel zurück, durch ganz einfache Dinge. „Wenn ich Kinder vor mir habe, die mit großen Augen gebannt meinen Erklärungen folgen und viele Fragen stellen, dann ist das ein toller Lohn für mein Ehrenamt.“
Zum Projekt ‚Transparenz schaffen‘ gehört es auch, dass sie andere Betriebsleiter schult, die sich ebenfalls für das Projekt engagieren wollen.
Mehr über den Alltag von Silke Drögemüller lesen Sie in der LAND & Forst 13/19.