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2.500 Liter Diesel auf Landwirtschaftsbetrieb abgezapft
Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb wurden 2.500 Liter Diesel gestohlen. Ein Blick auf die Preisanzeigetafeln der Tankstellen reicht aus, um den Sachschaden zu beziffern. Die Rufe nach einer Spritpreisbremse werden lauter.
Unbekannte Täter brachen in der Nacht zum 11.03.22 auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Güstritz bei Lüchow ein. Sie knackten das Vorhängeschloss am Zufahrtstor und zapften rund 2.500 Liter Dieselkraftstoff aus einem dort befindlichen Tank ab. Der Sachschaden wird auf mehr als 5.000 Euro geschätzt. Meldungen wie diese werden häufiger und angesichts des immer weiter steigenden Spritpreises dürfte die Motivation der Täter kein Geheimnis mehr sein. Insbesondere Jene, die Kraftstoff zur Ausübung ihres Berufes benötigen, gelangen immer stärker an ihre Grenzen.
Betroffene Unternehmen legen Kosten langfristig auf Verbraucher um
Landwirt Heiko Schröder ist einer von ihnen. Noch zehrt er von den eigenen Reserven aus dem Dieseltank. Aufgefüllt zu einer Zeit, als der Kraftstoff noch bezahlbar war. Doch auch Schröder ist klar, die nächste Tankladung wird ein großes Loch im Portemonnaie hinterlassen und überlegt bereits, diese Kosten zwangsläufig auf seine Kunden auf dem Wochenmarkt in Achim umlegen zu müssen. Einige seiner Käufer versuchen dem hohen Spritpreis etwas positives abzugewinnen und sehen darin eine Chance für das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel als Transportmittel der Wahl. Die Bremer Senatorin Maike Schaefer ist für Mobilität im Zwei-Städte-Staat zuständig und möchte sich dafür einsetzen, dass die Ticketpreise für Bus und Bahn gesenkt werden. Die Politik sucht Lösungen, ihre Bürgerinnen und Bürger zu entlasten. In Bremen ist der Umstieg auf den ÖPNV nahezu leicht. Der Nahverkehr mit Anbindung ans Umland ist gut ausgebaut. In Niedersachsen sieht das schon anders aus.
Lüneburg: Spritpreise verleiten zu Diebstählen
Politik sucht nach Lösungen
Lennart Witt ist Mitarbeiter einer Kältetechnik-Firma. Sein Anfahrtsweg zur Firma: 70 Kilometer. Witt ist auf sein Auto angewiesen. Viele andere Menschen auf dem platten Land ebenso. Da kommt der Vorschlag von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, die Mehrwertsteuer auf Energie von 19 auf 7 Prozent zu senken, zur richtigen Zeit. Die Entlastung sei für beide Seiten von Nöten, Verbraucher wie auch die Wirtschaft. Schützenhilfe erhält Althusmann seitens der SPD. Ministerpräsident Stephan Weil hält eine Prüfung des Vorschlags für angebracht und spricht sich zudem für die Erhöhung der Pendlerpauschale aus. Zudem müsse der Heizkostenzuschuss für Menschen mit geringem Einkommen erhöht werden. Darüber macht sich auch Energieminister Olaf Lies (SPD) Gedanken und möchte einen Energiepreis-Schutzschirm aufspannen. Darunter seien Maßnahmen wie die Abschaffung der EEG-Umlage, unterschiedlichere Beschaffungsquellen und der Ausbau der erneuerbaren Energien. Doch das allein reiche alles nicht aus, weshalb Lies einen neuen Mechanismus mit einem „gestaffelten Ausgleichssystem“ fordert. Was sich dahinter verbirgt, ließ er jedoch noch im Unklaren.
Wie kommen die hohen Spritpreise zustande?
Es ist vor allem der Krieg in der Ukraine, der die Spritpreise derzeit in unbekannte Höhen treibt. Innerhalb einer Woche kletterte der Preis für Diesel um 40 Cent nach oben, teilte der ADAC am Mittwoch mit. Der Preis für einen Liter lag im bundesweiten Tagesdurchschnitt am Dienstag bei 2,15 Euro. Der Preis setzt sich zusammen aus Steuern und Abgaben. Beim Diesel sind es 47,07 Euro Energie- bzw. Mineralölsteuer. Die Mehrwertsteuer schlägt mit rund 34 Cent zu Buche. An den Staat fließen somit 89 Cent pro Liter Diesel. Der verbleibende Differenzbetrag von 1,26 Euro entfällt auf den Preis für Rohstoffe, Raffinerie, Transport, Vertrieb und die Gewinne der beteiligten Unternehmen. Insbesondere die Rohstoffmärkte werden durch den Ukraine-Krieg beeinflusst. Dementsprechend hoch sind dort die Preissteigerungen. Seit Beginn des Konflikts verteuerte sich Diesel um fast 65 Cent pro Liter. Dazu kommt die ungewöhnlich starke Nachfrage nach Heizöl und ein starker Dollar, der den Effekt verstärkt. Öl wird in Dollar gehandelt, der deutsche Käufer zahlt jedoch in Euro.
Keine Energie aus Russland - was sind die Alternativen?
Speiseöl tanken - eine gute Idee?
Wer nun angesichts dieser exorbitanten Preise an die Betankung mit deutlich günstigerem Heiz- oder Rapsöl denkt, sollte diesen Gedanken direkt wieder streichen. Steuerrechtlich ist verboten, sein Auto mit Speise- oder Heizöl zu betanken und laut ADAC aus technischen Gründen auch nicht empfehlenswert. Es mindere die Leistung, führe zu erhöhtem Verschleiß und schade mittelfristig dem Motor sowie Kraftstoffsystem. Glück für Jene, die im Grenzgebiet zu Polen, Tschechien oder Österreich wohnen. Denn dort ist Sprit nach wie vor 50 bis 60 Prozent billiger, da einige der Länder bereits erste Maßnahmen zur Entlastung ihrer Autofahrer ergriffen haben. Dieser Umstand brachte zuletzt Tankstellen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen an den Rand der Existenzaufgabe.