Heidekreis: Sauen abgeschafft und mit Straußen Kindheitstraum erfüllt
Landwirt Marcel Hambruch aus dem Heidekreis sah für die Sauenhaltung auf seinem Betrieb keine Zukunft, so hat er den Hof auf Strauße umgestellt. Im Onlineshop und Hofladen vermarktet er das exklusive Fleisch.
Argwöhnisch beobachtet Elvis in seiner Kuhle sitzend das Geschehen. Schnell springt er hoch, plustert sein Gefieder auf und stolziert elegant und leicht kampflustig durch das Gehege. Immer den Blick auf seine drei Hennen gerichtet. Dabei ist eins besonders auffällig – seine leuchtend roten Beine. „In der Paarungszeit verfärben sich die Beine und der Schnabel der Hähne“, erklärt Landwirt Marcel Hambruch. „In der Natur würde sich Elvis nun einen Harem erobern und diesen gegen andere Hähne verteidigen. Momentan sollte man ihm also nicht zu nahekommen, das könnte tödlich sein.“ Hier auf dem Straußenhof Heidekreis in Vierde bei Bad Fallingbostel hat es Elvis einfacher, seine drei Hennen leben schon mit ihm zusammen. „Die Kuhle, in der er gerade noch lag, hat er schon für die Eiablage ausgeschabt“, erklärt der 36-Jährige weiter. Es ist also alles bereit, die Küken-Saison steht in den Startlöchern.

Eins der ersten Eier für die Jahr ist gelegt: Bei Straußen brüten Hähne und Hennen. © Kristoffer Finn
Strauße im Heidekreis
Strauße im Heidekreis? Ja, richtig, das gibt es in unserem schönen Niedersachsen. Denn im smarten Alter von 13 Jahren kam Marcel Hambruch im Urlaub an der Ostsee mit diesen ungewöhnlichen Tieren das erste Mal in Kontakt. Und man kann fast sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick war, seitdem gingen ihm die flugunfähigen afrikanischen Laufvögel nicht mehr aus dem Kopf.

Seitdem er 13 Jahre ist, faszinieren Marcel Hambruch Strauße. Heute züchtet er die größten Vögel der Welt auf seinem Hof. © Kristoffer Finn
250 Sauen mit Aufzucht
Aber der Reihe nach … „Ich bin auf dem Hof hier großgeworden, mein Vater hatte einen klassischen Sauenbetrieb mit 250 Sauen und Aufzucht“, erzählt der junge Familienvater. Nach seiner Ausbildung zum Landwirt und einjähriger Fachschule (und später dann Meisterschule) ist er als Betriebshelfer auf vielen Schweinebetrieben tätig. Er schaut sich an, was es gibt, wie die Zukunft der Schweinehaltung aussehen könnte. Doch schnell kommt Marcel Hambruch zu dem Ergebnis, dass das nichts für ihn ist. „Keiner der Betriebe oder auch die Arbeitsweise war so, dass ich gesagt hätte, dass kann ich mein Leben lang machen“, erzählt er. Das hat viele Gründe, u.a. dass Schweinehaltung kaum noch rentabel ist, dass es keine Wertschätzung mehr für Landwirte gibt, die vielen politischen Vorgaben, aber auch das Konsumverhalten von Verbraucherinnen und Verbraucher. Er probiert viel rum als klar ist, dass der Hof an ihn (5. Generation)vererbt werden soll, gründet einen Agrarservice. Doch es ist nicht das, wofür sein Herz schlägt. Im Einverständnis mit seinem Vater schafft er bei der Hofübernahme 2016 letztendlich die Sauen ab und startet seinen Kindheitstraum: einen Hof mit Straußen. Er absolviert einen Sachkundenachweis zur Haltung der Tiere – einen „Straußenführerschein“ – und beginnt mit 20 Küken seine Aufzucht und Mast.
Weitere Infos auch online: straussenhof-heidekreis.de und mahabu.de.
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