Bekommt Hamburg zu viel Wasser? Das Verwaltungsgericht Lüneburg verhandelt seit gestern (6. Oktober) sechs Klagen zur Belieferung von Wasser aus der Lüneburger Heide nach Hamburg. Gestritten wird schon länger über die Folgen der Grundwasserentnahme in der Nordheide.
In der Verhandlung geht es um einen Bescheid, der vor zweieinhalb Jahren vom Landkreis Harburg erlassen wurde. Demnach erlaubte die Verwaltung des Landkreises dem Unternehmen Hamburg Wasser, pro Jahr durchschnittlich 16,1 Millionen Kubikmeter Grundwasser zu fördern. Doch die Wasserwerke wollen mehr. Derzeit fördert Hamburg Wasser rund 15,7 Kubikmeter im Jahr, so ein Sprecher. Grund dafür seien der steigende Trinkwasserbedarf in Hamburg.
Das ist die Klage:
Der Klage des städtischen Versorgers stehen nun fünf Klagen von Privatpersonen, einem Umweltverband sowie der Klosterkammer Hannover gegenüber. Sie sagen, dass die vom Landkreis Harburg gestattete Gesamtmenge der Wasserentnahme zu hoch sei und befürchten die Austrocknung von Flussläufen und Feuchtgebieten. Für Hamburg Wasser jedoch ist die Nordheide wichtig, um die Großstädterinnen und Großstädter mit Trinkwasser zu versorgen. Bereits seit 1980 fördert das Unternehmen in der Nordheide Grundwasser, bis 2004 wurden hier mehr als 25 Millionen Kubikmeter pro Jahr gefördert. Laut dem Unternehmen sei eine Erhöhung auf 18,5 Millionen Kubikmeter "zwingend erforderlich, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen".
Das wollen die Wasserwerke:
Hamburg Wasser fordert nun eine Bewilligung in rechtlicher Form, die diese Menge auf 30 Jahre festlegt. Allerdings hatte der Landkreis Harburg nur eine sogenannte "gehobene Erlaubnis" erteilt, die die geförderte Menge erlaubt, aber nur wenn im Durchschnitt 16,1 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr abgepumpt werden. Der Landkreis behält sich hier allerdings auch vor, die Regelung nachjustieren zu können. "Es ist unsere Auffassung, dass auch so für Hamburg die Versorgungssicherheit gegeben ist", heißt es dazu von Bernhard Frosdorfer, Sprecher des Landkreises.
Das fordert die Gegenseite:
Einer, der seit Jahren beobachtet, dass im Landkreis Flüsse wie die Este austrocknen und Feuchtgebiete leiden, ist Naturschützer Gerhard Schierhorn. Er sieht einen Zusammenhang mit den Brunnen der Wasserwerke und macht sich dafür stark, dass das Unternehmen in Zukunft weniger Wasser abpumpen darf als der Landkreis dem Unternehmen 2019 bewilligt hatte. "Werden die Sommer trockener, dann benötigen die Landwirte im Landkreis Harburg zukünftig selbst deutlich mehr Wasser, um ihre Felder zu beregnen. Außerdem wirkt sich der Klimawandel negativ auf die Neubildung von Grundwasser aus", so der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Schierhorn hofft nun auf einen "fairen Ausgleich" des Prozesses.