In der Glockenbergsschäferei in der Lüneburger Heide werden 1.700 Schafe gehalten. Im letzten Jahr verlor der Schäfer 102 Schafe durch Wolfsrisse.
Schäfer Jahnke hat das gleiche Problem wie andere Schäfer: Die ständige Sorge, Tiere durch Wolfsrisse zu verlieren. Diese ist in der Lammzeit besonders groß.
Im Januar kommen 100 bis 150 neue Lämmer zur Welt. Sie sind in einer 2.400 Quadratmeter großen Halle untergebracht. 100 Mutterschafe können hier in Ruhe lammen.
Für Jahnke und seine Familie sowie drei Angestellte bedeutet die Lammzeit viel Arbeit - und jetzt kommen noch der Schlafmangel und die Sorge aufgrund der Wolfsangriffe dazu. Den letzten Angriff gab es am vergangenen Wochenende in Kirchgellersen.
Die Kosten für Schutzmaßnahmen sind enorm
Die Jahnkes müssen immer mehr in Herdenschutzmaßnahmen investieren. Zäune und Netze wurden erhöht, Kameras installiert und immer mehr Herdenschutzhunde eingesetzt.
"Wir müssen immer mehr investieren in Herdenschutzmaßnahmen, das ist ein Wettrüsten." Aber wenn sich ein Wolfsrudel auf eine Herde eingeschossen habe, sei es schwer, es davon abzuhalten.
Ausgleichszahlungen vom Land für gerissene Tiere machten den Schaden zwar wett, so der Schäfer. Bei Muttertieren jedoch ist es damit nicht getan: Auch der Nachwuchs für die nächsten Jahre fällt aus, es muss erst nachgezüchtet werden.
Er schläft manchmal sogar im Wohnwagen bei der Herde, weil die Sorge und Angst vor neuen Angriffen immer da ist. "So ein Wolfsunglück macht einiges mit einem, es ist nicht auszuhalten", sagt er.
Ratgeber Herdenschutz: Wie kann ich Weidetiere schützen?
Die eigene Halle lohnt sich
Die Glockenbergsschäferei hat noch vor den Angriffen vor fünf Jahren in die eigene Halle investiert und sich dafür verschuldet. 300.000 Euro Zuschuss gab es vom Land für das Vorhaben. Die Zuchterfolge zeigen, dass es eine gute Entscheidung war.
Ein Neugeborenes im Unterstand mit Muttermilch plus Kraftfutter erreicht einige Monate schneller das Verkaufsgewicht als Freiland-Tiere, die wegen äußerlicher Einflüsse lange nicht so schnell wachsen. Der Großteil wächst allerdings draußen auf, im April und Oktober rechnet man noch einmal mit je 400 Neugeborenen. "Ohne Wölfe kommt man ganz gut zurecht."
Seit der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Lämmern zugenommen. Auch der Brexit spielt mit rein, die Engländer liefern weniger. Die Tiere von Jahnke gehen zum großen Teil nach Flensburg in eine Land- und nach Norderstedt bei Hamburg in eine türkische Familien-Schlachterei. Zum Eigenbedarf schlachtet er in Walsrode, den eigenen kleinen Betrieb machte Jahnke 2010 dicht. "Es waren zu viele Hygiene-Auflagen", sagt er. Seine Tochter wird sein Erbe antreten - sie kann sich eine Direktvermarktung gut vorstellen.