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Silvester: Die Sache mit den guten Vorsätzen
Sport, Abnehmen, Flaschenpost - unsere drei Landleben-Redakteurinnen Hilke Lehmann, Corinna Mayer und Anne Voß haben sich für 2020 viel vorgenommen. Ob das klappt? Das mit den guten Vorsätzen ist jedenfalls nicht immer so einfach.
Hilke Lehmann: Flaschenpost
Vorsätze fürs neue Jahr gehören für mich zur Silvester-Folklore wie Luftschlangen, Raclette und Sekt um Mitternacht. Meist fällt mir auch was ein, wie ich mein Leben noch „optimieren“ könnte. Letztes Jahr zum Beispiel „häufiger mal jemanden anrufen statt WhatsApp schreiben“. Hat nach null Uhr keine 15 Minuten gehalten. Schließlich musste ich meinen Freunden fix die spektakulären Fotos vom Feuerwerk über Oldenburg „übermitteln“ – mit entsprechenden Neujahrswünschen natürlich. Da ich mich lange kenne, nehme ich mir immer drei Sachen vor. Das erhöht meine Chancen. Die anderen waren „öfter Zahnseide benutzen“ und „beim ersten Weckerklingeln aufstehen“. Das mit der Zahnseide hat geklappt – mein Zahnarzt hat mich gelobt, bingo!
Und 2020? Was für eine schöne runde Jahreszahl! Dazu passen keine Vorsätze mit erhobenem Zeigefinger, finde ich. Nummer eins gefällt mir am besten: „Ich will mich nicht selbst unter Druck setzen.“ Nummer zwei: „Im Sommer spontan ein Picknick machen“ und Nummer drei: „Eine Flaschenpost verschicken.“ Jippi, ich schaff’s! Garantiert!
Corinna Mayer: Sport bleibt Mord
An der Pinnwand hinter mir in meinem Büro hängt eine Postkarte von einer ehemaligen Praktikantin. „Ich mache sehr gerne Sport. Deshalb auch so selten. Es soll ja was Besonderes bleiben“ prangt dort in grünen Buchstaben. Was habe ich gelacht, als ich sie bekam. Einfach passend, Sport und ich sind keine Freunde. Schon als Schulkind übte mein Vater mit mir Laufen - sein Resümee: „Das wird nichts, du läufst wie eine Ente.“ Trotzdem bin ich seit Anfang 2019 im Fitnessstudio angemeldet, worüber sich die Betreiber freuen, denn das Geld fließt, nur der Schweiß nicht.
Doch dies Jahr werde ich es anders angehen: Einfach mal ohne flüsterndes, drängendes Teufelchen auf meiner Schulter, das immer nur sieht, was ich NICHT getan habe. Wer sagt eigentlich, dass Sport nur an Geräten oder in überfüllten Kursen stattfindet? Ich werde mich an meiner Sport-Art erfreuen: Denn mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, in der Mittagspause regelmäßig spazieren gehen, in unserem Schrebergarten die Beete umpflügen und Bäume schneiden, dass alles sind Sachen, die ich gerne mache und schon tue und ich erkläre sie zu meinem Sport.
Anne Voß: Geteiltes Leid
"Mein Vorsatz: Ich wollte im letzten Jahr 10 Kilo abnehmen: Jetzt fehlen nur noch 13!" Diesen Spruch fand ich Neujahr 2019 noch lustig und habe ihn auf den sozialen Medien mit breitem Grinse-Smiley geteilt. Jetzt hält sich meine Freude in Grenzen. Der Vorsatz wird bitterer Ernst. Die ersten Hosen zwicken und die Ausrede, dass die Waschmaschine die Sachen schrumpft, glaubt mir auch keiner mehr. „Ein paar Kilos müssen 2020 endlich purzeln“, sage ich mit ernster Mine in den Spiegel. Und schon erscheinen sie: Die drei Geister, die den Plan zunichte machen wollen: Schokolade, Pizza & Verhandlungsgeschick. Fiese Gesellen, die mir ins Ohr flüstern: „Iss mich!“, „Mit extra viel Käse!“ und „Ach, dann gibt es morgen eben weniger!“ Der Schweiß rinnt mir von der Stirn. „Nein, nein, nein!“, höre ich mich plötzlich schreien. „Schatz, alles in Ordnung?“, hallt es kurz drauf ins Bad. „Ja, ich halte nur ein Zwiegespräch mit meinen guten Vorsätzen“, antworte ich leicht genervt. „Dann schöne Grüße, mir fehlen jetzt nur noch 13 Kilo!“ Ein Lächeln huscht mir übers Gesicht. Schön, wenn man mit seinen guten Vorsätzen nicht alleine ist!