Wolf

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Meinung | Madeline Düwert | am

Ein umweltpolitischer Bettvorleger

Fressen Tiger eigentlich Wölfe? Redakteurin Madeline Düwert widmet sich in ihrem Kommentar einer Aussage von Steffi Lemke.

Moin liebe Leserinnen und Leser,

diese Frage ist zugegebener Maßen spekulativ - aber sie kam mir unweigerlich in den Sinn, als mein Hirn fieberhaft nach einem Sinn hinter dem unglücklichen Vergleich von Bundesumweltministerin Steffi Lemke suchte: Diese wies auf der Umweltministerkonferenz vor zwei Wochen auf die Verantwortung Deutschlands zum Schutz der Wölfe hin. Sie sagte: „Wenn wir von Ländern mit einem anderen Wohlstandsniveau als Deutschland erwarten, dass sie Elefanten, dass sie Tiger, dass sie andere Raubtiere, die dort relevante Schäden verursachen, schützen sollen“, dann solle man auch der eigenen Schutzverantwortung für den Wolf im eigenen Land nachkommen.

Wie passt die Schutzwürdigkeit von Wölfen und Tigern zusammen?

In den Augen der Schafhalter hat sie sich damit für ihr Amt disqualifiziert, wie der Förderverein der Deutschen Schafhaltung e. V. postwendend mitteilte. Lemke kenne anscheinend den Unterschied zwischen Wolf und Tiger nicht und verkenne den Ernst der Lage. Diesbezüglich sei erwähnt, dass Frau Lemke durchaus nicht fachfremd ist: Sie ist studierte Agrarwissenschaftlerin und Zootechnikerin – aber eben auch eine „Grüne“. Wie also passt die Schutzwürdigkeit von Wölfen und Tigern zusammen? Gar nicht. Denn weltweit gibt es etwa 170.000 Wölfe, davon 20.000 in Europa, teilt die internationale Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) mit. Die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) stuft die weltweite Wolfspopulation daher als „ungefährdet“ ein.

Simon Grootes, Bezirksvorsitzender der Jägerschaften im Bezirk Ostfriesland (3.v.l.) und der stellv. Bezirksvorsitzende Gernold Lengert (4.v.l.) mit weiteren Unterzeichnern der „Auricher Erklärung“.

Wölfe sind keine Tiger - die Raubkatzen stehen auf der Roten Liste

Anders sieht die IUCN das bei Tigern: Sie stehen auf der Roten Liste und gelten weltweit als stark gefährdet. Insgesamt gibt es nur noch etwa 4.500 solcher Raubkatzen, rund 70 Prozent davon leben in Indien. Erfreulicherweise konnte das Land vergangenes Jahr einen Erfolg verbuchen, denn die Anzahl der Tiger in Indien ist auf knapp über 3.000 Exemplare gestiegen. Im Jahr 2010 waren es nur knapp 1.700 Tiere. Dieser Erfolg könnte darin begründet liegen, dass Tiger in dem mehrheitlich hinduistisch geprägten Indien eine religiöse Bedeutung haben. Und da liegt wohl die einzige Gemeinsamkeit. So, wie sich die Anzahl der Tiger durch ihre religiöse Bedeutung in Indien erhöht, gibt es auch immer mehr Wölfe in Deutschland durch deren ideologische Bedeutung hierzulande.

Wie viele Wölfe sind „genug“? In Ostfriesland sorgen sich Schäfereien un landwirtschaftliche Betriebe. Das war Thema einer Podiumsdiskussion in Aurich.

Abschuss von "Problembär" Bruno

Wie würde Lemkes Meinung aussehen, würden streng geschützte Tiger in Deutschland auftauchen? Schutz um jeden Preis? Ich denke nicht. Das einzig Gute daran wäre, dass unsere heimischen Wölfe dann einen natürlichen Feind hätten. Denn ihr natürlicher Feind Nr. 1, der Mensch, taugt dazu momentan offensichtlich nicht. Deutschland verträgt ja noch nicht mal einen einzigen Bären, wie der Abschuss von „Problembär“ Bruno 2006 in Bayern zeigte. Problem an dem Bären war übrigens, dass er Bienenstöcke aufbrach und ein paar Nutztiere riss. Was von Lemkes Argumentation übrig bleibt, ist also nur ein ungeschickter Vergleich. Tut mir leid, Frau Umweltministerin, Ihr Vergleich mutiert bei näherem Hinsehen wohl vom Tiger zum Bettvorleger.

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