Das ist ein Artikel vom Top-Thema:
Zukunft der Landwirtschaft - wo wird es hingehen?
Der Kompromiss zwischen Verbraucher und fairer Entlohnung für Landwirte wird immer mehr zum Spagat. Wo wird das hinführen? Das fragt sich unsere Gastkommentatorin Anita Lucassen.
Immer wieder ist die Rede davon, dass die Landwirtschaft einen Gesellschaftsvertrag bräuchte, der einen Kompromiss findet zwischen dem Wunsch der Verbraucher und auskömmlichen Entlohnung der Landwirte für ihre Produkte. Das erweist sich zunehmend als Spagat. Der Weg, die Entlohnung für die steigenden Ansprüche über den Markt zu erwirtschaften, hat sich als Sackgasse entpuppt.
Der Markt regelt eben nicht
Consumer-Citizen-Gap wird dieses Phänomen genannt und beschreibt den Unterschied zwischen den Äußerungen in Umfragen ("Wir kaufen nur Bio") und dem tatsächlichen Kaufverhalten im Supermarkt ("Geiz ist geil").
Die Politik lässt die Landwirte allein
Die Politik hält sich bislang aus dieser Diskrepanz heraus und lässt die Landwirte ziemlich allein damit. Lediglich in der Erhöhung der Auflagen ist sie derzeit ein zuverlässiger Partner. Dabei sollte sie doch eigentlich der Kompass für die Zukunft sein mit einer sicheren Richtungsweisung, die auch die Finanzierung der höheren Anforderungen sicherstellt.
Schafft Cem Özdemir den Spagat?
Nachdem der Kompass in den vergangenen Jahren auf Landes- und Bundesebene gerade in puncto Finanzierungssicherung keine Impulse geben konnte, dürfen wir nun auf den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gespannt sein. Wie wird er den Spagat zwischen den bekannten Anforderungen aus seiner Partei nach einer Agrarwende mit den legitimen wirtschaftlichen Forderungen der landwirtschaftlichen Betriebe in Einklang bringen, ohne das Höfesterben weiter zu forcieren?
Anita Lucassen ist Milchviehhalterin im Kreis Cloppenburg.