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Schwere Zeiten für Schäfer
Wolfsrisse, teures Futter, politische Vorgaben und niedrige Lammfleischpreise – Schäfer leiden unter einer Vielzahl von Problemen.
In Deutschland sind 2,3 Millionen Schafe registriert. Davon stehen 230.000 in Niedersachsen bei 11.700 Schafhaltern, Tendenz rückläufig.
Dass Schafzucht eher Hobby als Geschäft ist, zeigt die Größenstruktur: 8.784 Halter haben weniger als zehn Schafe. Nur 57 Betriebe halten zwischen 500 und 1.000 Schafe und 26 Betriebe über 1.000 Tiere. Kostenintensive Einflüsse wie elektronische Kennzeichnung, schwacher Lammfleischpreis oder neue Krankheiten wie Blauzunge und Schmallenbergvirus wirken sich auf die kleinen Betriebe besonders stark aus.
Zucht und Landschaftspflege
In Niedersachsen halten 400 Herdbuchzüchter in vier Verbänden mehr als 30 verschiedene Schafrassen. Diese sind in der ganzen Welt gefragt. Vor allem Ostfriesische Milchschafe haben sich zum Exportschlager entwickelt. Viele Schafhalter haben sich der Erhaltung der genetischen Vielfalt verschrieben und möchten vermeiden, dass bedrohte Rassen aussterben.
Zu den wichtigsten Aufgaben der Schafhaltung gehören Küstenschutz und Landschaftspflege in den unterschiedlichen Regionen Niedersachsens. Deichpflege wäre ohne die Vierbeiner nicht denkbar:
- Sie treten die Grasnarbe der Deiche immer wieder fest und unterstützen dadurch ihren Erhalt.
- Schafe vergrämen Mäuse und treten Maulwurfslöcher zu.
- Ihr Gewicht ergibt ohne Trittschäden eine optimale Verdichtung.
- Sie fressen das Gras in der richtigen Höhe ab, sodass eine dichte, gut verwurzelte Grasnarbe entsteht.
Schafhaltung verliert an Wirtschaftlichkeit
Ein Haupterwerbsschäfer ohne andere Betriebszweige muss heute etwa 1.000 Mutterschafe weitgehend allein managen. Dabei sind 3.500 Arbeitsstunden jährlich für den Betriebsleiter die Norm. Und das bei einem Nettoeinkommen von 2.000 bis 3.000 Euro monatlich.
Aufgrund politischer Vorgaben bezüglich Kennzeichnung, Dokumentation, CC-Auflagen, Dünge-VO und Herdenschutz bei gleichzeitig steigenden Betriebskosten verliert die Schafhaltung mehr und mehr an Wirtschaftlichkeit. Hinzu kommen Faktoren wie steigende Gebühren für Fleischbeschau und Entsorgung von Schlachtabfällen.
Viele Kosten in einer Schäferei sind nicht veränderbar, darunter Dieselpreise, Werkstattkosten, Lohnunternehmerkosten für die Futterwerbung oder Ausgaben für Kraftfutter, Dünger oder Pachten. Gerade bei letzterem steht die Schäferei mit Milchviehbetrieben in der Konkurrenz um Flächen. Sparen an der falschen Stelle führt nicht zum Erfolg. Das betrifft vor allem das Tiergesundheitsmanagement, die Fütterung oder die Versorgung mit Mineralstoffen.
Produktivitätszahl steigern
Auf bestimmte Dinge können Schafhalter aber gerade in diesen unsicheren Zeiten Einfluss nehmen:
- Zahl der vermarktungsfähigen Lämmer und deren Gewichte
- Günstige Futtermittel (Dauer der Stallsaison, Winterweide)
- Ausschöpfung von Agrarprämien und Zahlungsansprüchen
Das Potenzial fruchtbarer Mutterschafe zeigt sich in der Produktivitätszahl. Nur wenn diese bei über 1,5 Lämmer je Schaf liegt, ist der Betrieb dauerhaft gut aufgestellt.
Erreichen lässt sich dies über Verpaarungen mit fruchtbaren Rassen, einer Überwachung der Herde in der Lammzeit nahezu rund um die Uhr, gutes Arbeitszeitmanagement und gezielte Fütterung der gelammten Mutterschafe nach Leistungsgruppen. Hinzu kommen das Talent und die Geduld, „überzählige“ Lämmer mit Milchaustauschern aufzuziehen.
Den gesamten Artikel lesen Sie in der LAND & FORST, Ausgabe 17/2020 und in der digitalen Ausgabe.