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Solidarische Landwirtschaft: Das ist beim Einstieg zu beachten
Fair bezahlte Produkte und weniger unternehmerisches Risiko – das lässt Landwirte mit einer solidarischen Landwirtschaft liebäugeln. Doch es gibt auch Fallstricke. Wir sagen, wie Sie die vermeiden.
Die solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) verfolgt das Ziel, eine angemessene Bezahlung für landwirtschaftlichen Produkte und die Absicherung des Risikos für den Landwirt. Also genau das, was sich viele Landwirte mit ihren Familien wünschen.
Ein Landwirt stellt seinen Hof zur Verfügung, um eine bestimmte Anzahl an Verbrauchern zu ernähren. Diese dürfen über den Anbau, die Methoden und die Bezahlung mitentscheiden. Durch einen festen monatlichen Beitrag ist der Lebensunterhalt des Landwirts gesichert.
80 bis 250 Euro pro Anteil im Monat
In der Praxis handelt es sich häufig um Gemüseanbau. Teilweise ähnliche Konstrukte gibt es für Tierhalter, besonders für Schweine und Hühner. Die Verbraucher, die sich für die solidarische Landwirtschaft interessieren, erwarten oft ökologisch erzeugte Lebensmittel. Je nach den Produkten des Betriebes entstehen für die Kunden Kosten zwischen 80 und 250 Euro pro Anteil und Monat.
Unabhängig von Wetter und Marktlage
Die Landwirte profitieren von einem regelmäßigen Einkommen unabhängig von Wetter und Marktlage. Mitarbeitende Kunden können Erntehelfer ersetzen und gewinnen ein Bewusstsein für Arbeit in der Landwirtschaft.
Doch es gibt auch Nachteile in der solidarischen Landwirtschaft: So müssen die Kunden sich auf saisonale Gemüsearten beschränken. Und die Landwirte benötigen ein Konzept für die restlichen Flächen des Betriebes.
Umgang mit Kunden in der SoLaWi
Interessenten für die solidarische Landwirtschaft stammen häufig aus städtischem Umfeld. Meistens handelt es sich um gut ausgebildete Menschen, die sich Gedanken um Ernährung machen und Wissen anlesen. Oft bevorzugen sie die vegetarische oder vegane Ernährung.
Im ländlichen Umfeld wünschen Kunden häufig tierische Produkte wie Eier, Fleisch- und Milchprodukte. Für eine sinnvolle Kreislaufwirtschaft sollte der Anteil von Fleischessern im Kundenkreis hoch sein, da die Produktion von pflanzlichen Biolebensmitteln ohne tierische Dünger eine Herausforderung ist.

Das Geerntete muss gerecht verteilt werden - beispielsweise über einen Hofladen. © Symbolfoto: landpixel
Und wie wird vermarktet?
Die Konzepte im Bereich der Vermarktung und des Absatzes reichen von einem Hofladenkonzept über Lieferdienste und Entnahmestellen (Verteiler) bis zur Selbsternte auf kleinen Parzellen. Landwirte müssen neben hygienischen Rahmenbedingungen auch Marketing und Warenpräsentation beachten. Die Lebensmittelkennzeichnung ist obligatorisch.
Zur nachhaltigen Erzeugung bei der solidarischen Landwirtschaft gehören auch optisch „unnormale“ Produkte – die Erzeuger müssen notfalls erklären, dass beispielsweise eine krumme Gurke ebenso intensiv schmeckt wie eine gerade Gurke.
Angebot abhängig von Jahreszeiten
Der Landwirt ermittelt jede Woche, wie viel geerntet worden ist und wie es gerecht auf die Mitglieder aufgeteilt werden kann. Vor allem im Sommer kommt es zum Überangebot an frischem Obst und Gemüse, im Winter gibt es hingegen nur wenig Vielfalt.
In Gesprächen sollten die Mitglieder darauf hingewiesen werden. Gemeinsame Konservierungsaktionen oder Rezept-/Zubereitungshinweise können einen Mehrwert bieten.
Preise fair gestalten
Für eine gute Produktpalette ist ein Gemischtbetrieb oder eine Kooperation aus verschiedenen Betrieben sinnvoll. Auch das Einbinden regionaler Schlachtereien und Molkereien kann sinnvoll sein.
Die Menge an saisonbedingtem Obst und Gemüse stellt für kleinere Haushalte eine Herausforderung dar. Auch bei guten Produktions- und Absatzbedingungen entstehen Reste: tierische Produkte, die nicht abgenommen werden, ungenießbare oder unansehnliche pflanzliche Produkte, verdorbene Milchprodukte. Wie kann die Nachnutzung oder Entsorgung für diese Produkte aussehen?
Soziale Absicherung der Landwirtsfamilie
Mitsprache bei der Preisgestaltung ist vielen SoLaWi-Kunden wichtig. Landwirte sollten jedoch genau prüfen, ob der solidarische Gedanke erreichbar ist bevor sie in die solidarische Landwirtschaft einsteigen. Die soziale Absicherung der landwirtschaftlichen Familie muss bei der Kalkulation fair produzierter Lebensmittel in den Vordergrund gestellt werden.
Welches Familieneinkommen ist fair?
Ab welchem Produktpreis sind alle Kosten incl. Lohn bezahlt?
Zur Kalkulation gehören Altersabsicherung, Berufsunfähigkeitsabsicherung und Todesfallabsicherung. Ein gut ausgebildeter, vielleicht studierter Unternehmer hat das Recht auf mehr als den Mindestlohn!
Den kompletten Ratgeber lesen Sie in der LAND & FORST, Ausgabe 30/2020 und in der digitalen Ausgabe.